Widows — Tödliche Witwen startet am 6. Dezember 2018 in den deutschen Kinos. Ob Erfolgsregisseur Steve McQueen es abermals schafft seine Zuschauer zu packen, oder ob der Film selbst ein Trauerspiel ist, erfahrt Ihr hier.
Handlung:
Chicago in der heutigen Zeit: Veronica (Viola Davis) und Harry Rawlin (Liam Neeson) führen ein idyllisches und luxoriöses Leben. Den wohlsituierten Lifestyle ermöglicht Harry sich und seiner Frau durch sein Dasein als professioneller Räuber. Doch als ein Job schiefgeht, kommen Harry und seine Partner durch eine Explosion ums Leben. Veronica ist plötzlich Witwe und erfährt obendrein, dass Harry ihr 2 Millionen Dollar Schulden hinterlassen hat. Kurz darauf taucht auch schon Jamal Manning (Brian Tyree Henry), ein Gangster und anstrebender Politiker, auf, um Veronica an die Begleichung der Schulden zu erinnern. Als wäre dies nicht genug, schickt Manning regelmäßig seinen erbarmungslosen Geldeintreiber Jatemme (Daniel Kaluuya) zu ihr, um sie weitergehend einzuschüchtern.
Allerdings lässt Veronica sich nicht unterdrücken. Sie entschließt sich dazu einen von Harrys Raubüberfall-Plänen selbst auszuführen. Jedoch kann sie dies nicht im Alleingang und so kontaktiert sie die Witwen von Harrys Partnern, um sie als Komplizen zu rekrutieren: Mit Hilfe von der unverwüstlichen Linda (Michelle Rodriguez) und der schüchternen Alice (Elizabeth Debicki) setzt Veronica den Heist-Plan ihres Mannes um, zu dem er nie gekommen ist…
Widows — Tödliche Witwen: Zuviel Plot?
Wenn man dem Trailer Beachtung schenkt, dann scheint Widows ein gewöhnlicher Heist-Film zu sein. Jedoch bietet der Film sehr viel mehr. Das Gerüst des Films wird zwar durch das Witwen-Trio, das einen Raubüberfall plant, gebildet, aber es kommen noch diverse Nebenschauplätze hinzu. Sehr zentral ist zum Beispiel die Trauerverarbeitung. Beinah unangenehm realistisch lässt Regisseur Steve McQueen seine leading ladies, allen voran Viola Davis als Veronica, Raum für die Darstellung ihrer Trauer, Fassungslosigkeit und Verzweiflung.
Außerdem taucht der Zuschauer zwischenzeitlich auch in die Welt der Gangster des heutigen Chicagos ein. Jamal Manning und seine Crew sind skrupellose Kriminelle, die vor Nichts und Niemandem zurückscheuen. Daneben steht die Politik, die durch Jack Mulligan (Colin Farrell) vertreten wird. Aber die Gangster-Szene und die korrupte Politik weisen erschreckend viele Parallelen auf, was McQueen und Co-Autorin Gillian Flynn (“Gone Girl”) auf geschickte Weise verdeutlichen. Denn dies zeigt sich nicht nur dadurch, dass Mulligan und Manning beide um das Amt des Stadtrats kandidieren. So erhält der vermeintliche Heist-Film eine vernünftige Portion Gesellschaftskritik.
Darüber hinaus werden ganz nebenbei auch die, teilweise komplexen und aggressiven, familiären Beziehungen der Figuren beleuchtet. Hinzu kommt die sowohl körperliche als auch psychologische Gewaltdarstellung, welche McQueen, wie gewohnt, gekonnt inszeniert: Sei es die Unterdrückung eines Familienmitglieds, die Bewältigung von Verlusten oder die eher plastische Gewalt, die von sadistischer, psychischer Folter bis zu gefühllosem Erschießen reicht.
Man würde vermuten, dass derart viele Handlungsstränge und Statements einen Film überladen. Allerdings sind die verschiedenen Schauplätze nuanciert und auch einzeln spannend. Außerdem werden sie zu einem großartigen Plot zusammengefügt, der bis zum Schluss spannend bleibt. Zugegeben kommt der eine oder andere Handlungsstrang etwas zu kurz, doch erscheint er deshalb trotzdem nicht überflüssig.
Widows — Tödliche Witwen: Überragende Schauspieler
Der raffinierte Plot wird durch erstklassige Darsteller zum Leben erweckt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Oscar-Preisträgerin Viola Davis (“Suicide Squad”, “Fences”). Die “How to get away with Murder”-Darstellerin leistet auch hier ganze Arbeit. Sie spielt Veronica zu gleichem Maße tough und zerbrechlich und das mit einer überzeugenden Natürlichkeit, die unter die Haut geht. Während sich Veronica für die Beerdigung ihres Mannes fertigmacht, gibt es einen Moment indem sie verzweifelt versucht sich zu sammeln: Ein simples Close-Up auf ihr Gesicht zeigt wie Veronica gerade diverse Emotionen simultan durchmacht. Das ist nur einer von vielen Gänsehaut-Momenten für die Frau Davis mit ihrem unglaublichen Schauspieltalent sorgt.
Auch Elizabeth Debicki überzeugt auf der ganzen Linie. Sie verkörpert Alice, die schüchterne und zurückhaltende des Witwen-Trios. Von ihrem nun verstorbenen Mann (Jon Bernthal “Aufbruch zum Mond”) wurde sie geschlagen und kleingehalten. Und auch ihre Mutter versteht es sie grundsätzlich niederzumachen. Jedoch gewinnt Alice zunehmend an Mut und Durchsetzungsvermögen. Diese Entwicklung veranschaulicht Debicki mit gelungener Authentizität. Michelle Rodriguez alias Linda rundet das Trio mit ihrer Darstellung der starken, aber durch jüngste Ereignisse, ebenso hilflosen Mutter ab.
“Get Out”-Star Daniel Kaluuya (“Black Panther”) ist als eiskalter Gangster absolut ernst zu nehmen. Er spielt den recht sadistischen Kriminellen mit einer derartigen Präsenz, dass seine bloße Anwesenheit genügt, um beim Zuschauer Unbehagen hervorzurufen. Zudem spielt Cynthia Erivo eine alleinerziehende Mutter namens Belle, die den Fluchtwagen für die drei Witwen fahren soll. Sie verkörpert eine Mutter, die sich durch zahlreiche Jobs über Wasser halten muss, sehr überzeugend. Außerdem sind auch Colin Farrell als korrupter Politiker, Robert Duvall als rassistischer Ex-Politiker und Liam Neeson zu erwähnen, die natürlich ebenfalls einen fantastischen Job machen.
Fazit:
Widows — Tödliche Witwen ist ein starker Film: Ein spannender Thriller und zugleich ein Drama, das mit der Politik hart ins Gericht geht. Die glanzvolle Leistung der Schauspieler wertet den Plot zudem auf. Hier trifft Heist-Action auf Thriller, Gesellschaftskritik und glaubhafte Figuren — was will man mehr?
Widows — Tödliche Witwen startet am 6. Dezember in den deutschen Kinos!