Nach “Man of Steel” und “Batman v Superman: Dawn of Justice” kam mit Suicide Squad die dritte Comicverfilmung aus dem DC Extended Universe. Der Film ist auf DVD und Blu-Ray erhältlich und auf Amazon Instant Video verfügbar.
Handlung:
Nachdem Superman nicht mehr zur Verfügung steht, um die Menschheit vor übernatürlichen Superschurken zu schützen, muss die US-Regierung zu einer anderen Strategie greifen. Das erledigt Amanda Waller (Viola Davis “Fences”): Sie stellt eine Taskforce aus den übelsten Verbrechen mit speziellen Fähigkeiten zusammen, die in Zukunft halsbrecherische Missionen, unter dem Kommando von Rick Flag (Joel Kinnaman “House of Cards”), ausführen sollen. Um die Kooperation der Fieslinge sicherzustellen, wurde ihnen jeweils ein Mini-Implantat in den Hals injeziert, welches per Knopfdruck, bei Zuwiderhandlung, detoniert.
Die Taskforce besteht aus der psychotischen Harley Quinn (Margot Robbie “Legend of Tarzan”), dem Auftragskiller Deadshot (Will Smith “Verborgene Schönheit”), dem Mensch-Reptil-Hybriden Killer Croc (Adewale Akinnuoye-Agbaje “Trumbo”), dem pyrokinetischen Diablo (Jay Hernández “Bad Moms”) und dem Meisterdieb Captain Boomerang (Jai Courtney “Stirb langsam — Ein guter Tag zum Sterben”). Später wird die selbsternannte ‘Suicide Squad’ durch die schwertschwingende Katana (Karen Fukuhara) erweitert.
Flags Freundin, die Archäologin June Moone (Cara Delevingne “Margos Spuren”), ist seit einer unglückseligen Expedition von der frühzeitlichen Hexe Enchantress besessen. Enchantress gewinnt die Überhand und erweckt den Geist ihres Bruders Incubus. Gemeinsam erschaffen sie ihre eigene Armee, mit dem Ziel die Menscheit auszurotten. Das klingt nach einem Job für die ‘Suicide Squad’…
Das macht Suicide Squad gut
Zu Beginn des Films werden die Superschurken einzeln vorgestellt und dadurch kommt der Zuschauer in den Genuss die Backstory der späteren Mitglieder des Selbstmordkommandos zu erfahren — bevor sie alle im Gefängnis landeten. So erfährt das Publikum zum Beispiel, dass Harley einst Psychiaterin im Arkham Asylum war und den Verstand verlor als sie sich in ihren Patienten, den Joker (Jared Leto “Dallas Buyers Club”), verliebte. Deadshot wird zum einen als genial zielsicherer und geschäfts-gewandter Assassine und zum anderen als fürsorglicher Vater gezeigt. Diese Einblicke sind amüsant dargestellt und wecken die Neugierde des Zuschauers.
Der Joker ist nicht Teil des Teams, aber da er Harleys Lebensgefährte ist, taucht er ab und an auf — ob in Form von Rückblenden oder bei seinen Versuchen seine Geliebte aus den Diensten bei der Taskforce zu befreien. Jeder Auftritt des Jokers ist ein Highlight: Jared Leto überzeugt mit seiner Interpretation des vollends geistesgestörten Soziopathen. Sowohl beim Joker, als auch bei anderen optisch auffälligen Figuren, hat das Make- Up-Team ganze Arbeit geleistet und konnte in dieser Kategorie auch eine Oscar-Nominierung einheimsen.
Auch Margot Robbie ist schauspielerisch eine Bereicherung für den Film: Ihre Darstellung der bezaubernden Psychopathin, die zerbrechlich wirkt aber gekonnt den Baseballschläger schwingt, ist erfrischend und unterhaltsam. Außerdem sorgt Harley mit ihren schrägen Onelinern für die meisten Lacher. Der gesamte Film ist hochkarätig besetzt; auch kleinere Rollen werden von etablierten Schauspielern übernommen. Selbst die Rolle des Killer Croc, wird von Adewale Akinnuoye-Agbaje — der allen Lost-Fans besser als Mr. Eko bekannt ist — gespielt. Viola Davis porträtiert zudem die unbarmherzige Regierungsbeamtin hervorragend und stielt den anderen Bösewichten mit ihrer Skrupellosigkeit zeitweilen die Show.
Ein großer Teil des Films ist vollgepackt mit Action und die hat es in sich: Als die Bösewicht-Einheit loszieht, um Enchantress’ und Incubus’ Treiben ein Ende zu bereiten, geht es ans Eingemachte. Eine Actionszene jagt die Andere und das ist optisch beeindruckend. Regisseur (und Drehbuchautor) David Ayer hat bereits mit Filmen wie “Herz aus Stahl” und “Street Kings” gezeigt, dass er Action gekonnt inszenieren kann. Auch in Suicide Squad schlagen die Herzen aller Action-Fans höher, wenn die Kampfszenen, Schusswechsel und Explosionen entfachen.
Das hätte Suicide Squad besser machen können
Die Vorstellung der Charaktere zu Beginn des Films ist gut inszeniert und humorvoll. Nach diesem Ab- schnitt fehlt allerdings jede weitere Beschäftigung mit den Figuren: Anstatt weiter oder erneut auf die interessanten und vielseitigen Bösewichte einzu-gehen, wird der Plot vollends von der überladenen Action überrollt. Die turbulenten Szenen sind zwar bis zu einem gewissen Grad unterhaltsam, jedoch genügen sie nicht, um den gesamten Film zu tragen. Der Film begibt sich auf eine rasante Jagd auf Schlägereien und Schießereien, bei der äußerst wenig Zeit und Platz für eine handfeste Story oder Charakterentwicklungen bleibt. Dieser Teil des Films, bei dem es leider bis zum Ende hin bleibt, erinnert eher an einen Mitschnitt aus einem Fantasy-Shooter- Spiel. Die Action wird nur kurz für eine Szene unterbrochen in der die Mitglieder des Teams in einer Bar zusammensitzen und sich über ihre verkorksten Leben austauschen. Diese Szene gibt dem Zuschauer kurz Hoffnung, dass der Film doch eine andere Facette aufzeigen kann. Jedoch ist der Silberstreifen schnell verflogen, denn dann geht es wieder zurück an die Waffen und die wilde Fahrt geht weiter.
Suicide Squad hat im Vorwege, vor allem mit Jared Leto als Joker, viel Werbung gemacht. Der Film enthält aber nur geringe Szenen in denen der Joker tatsächlich auftaucht. Leto spielt einen recht überzeichneten, aber überzeugend psychopathischen Joker, den die Zuschauer sehr wahrscheinlich mit Vorliebe öfter gesehen hätten. Regisseur David Ayer hat sich im Nachhinein auch zu diesem Thema geäußert: Er twitterte, dass er es bereue den Joker nicht als einen der Hauptcharaktere eingebunden zu haben.
Eine tragendere Rolle des Jokers hätte dem Film wohl einen anderen Schliff verpasst und die Action eventuell, zumindest teilweise, durch thrillerartige Spannung ersetzt. Hätte Ayer insgesamt mehr auf seine Hauptfiguren gesetzt, hätte Suicide Squad gewiss an Substanz gewonnen. Die actiongeladenen Szenen lassen lediglich kleine Einsprengsel von Emotionen zu, bei denen dem Zuschauer vermittelt wird, dass die Superschurken im Grunde genommen einen guten Kern haben — das wirkt jedoch nur kitschig aber keineswegs tiefgründig.
Die fantastische Arbeit, die das Make-Up-Team geleistet hat, konnten die Kollegen von der Computeranimation nicht aufbringen. Enchantress, die an Macht zunimmt und eine menschenauslöschende Waffe generiert und kontrolliert, ist unterirdisch animiert. Bei einem Budget von 175 Millionen US-Dollar, sollte man erwarten können, dass der Endgegner nicht mit einem Special Effect aus einem 80er Jahre Low-Budget-Film verwechselt werden könnte.
Fazit
Suicide Squad ist ein Film, der es leider verpasst hat sein volles Potenzial auszuschöpfen. Die Story hätte sich auf die aparten Charaktere konzentrieren sollen, anstatt einen Schusswechsel an den Nächsten zu reihen. Trotzdem ist der Film ausreichend unterhaltend, wenn die Erwartunghaltung nicht allzu hoch ist.
Es sind eine Fortsetzung, sowie Spin-Offs geplant, welche hoffentlich die zahlreichen Möglichkeiten einbeziehen, die ihre Figuren ihnen zur Verfügung stellen — ohne sie auf Schurken mit Herz, die den wirklichen üblen Schurken den Garaus machen, zu reduzieren.
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