Fences basiert auf einem gleichnamigen Theaterstück von August Wilson. Es ist der sechste Teil von Wilsons zehnteiligem ‘Pittsburgh Cycle’. Nun begab sich das Bühnenspiel auf die große Leinwand.
Der ‘Pittsburgh Cycle’ befasst sich mit den Erfahrungen und der Entwicklung der afro-amerikanischen Gesellschaft im 20. Jahrhundert. “Fences” wurde 1987 am Broadway uraufgeführt und August Wilson erhielt für das Stück den Pulitzer Preis und einen Tony Award. Wilson verfasste zu seinen Lebzeiten ein Drehbuch zu seinem Erfolgsstück, welches 2016 verfilmt wurde. Denzel Washington und Viola Davis spielten bereits 2010 am Broadway die Hauptrollen des Stückes und auch im Film porträtieren sie das vielschichtige Ehepaar. Washington spielt nicht nur die Hauptrolle, sondern führt auch Regie und ist zudem Produzent. Fences verbuchte insgesamt vier Oscar-Nominierungen, und Viola Davis konnte den Goldjungen für sich beanspruchen.

Denzel Washington und Viola Davis als Troy und Rose Maxson.
© 2017 Paramount Pictures. All Rights Reserved.
Handlung:
USA, 1950er Jahre: Troy Maxson (Washington “Flight”) lebt mit seiner Frau Rose (Davis “Suicide Squad”) und ihrem gemeinsamen Sohn Cory (Jovan Adepo) in Pittsburgh, Pennsylvania. Aus einer vorherigen Ehe hat Troy einen Sohn namens Lyons (Russell Hornsby “Grimm”). Troy arbeitet bei der Stadtreinigung als Müllsammler mit seinem besten Freund Jim Bono (Stephen Henderson). Er arbeitet hart, um seine Familie ernähren zu können. Bevor Troy Rose heiratete träumte er von einer Karriere als Baseballspieler. Er war ein talentierter Athlet, doch aufgrund seiner Hautfarbe wurden ihm jegliche professionellen Chancen verbaut. Auch bei der Stadtreinigung wird er diskriminiert, denn er kann lediglich hinten auf dem Müllwagen mitfahren und die Mülltonnen ausleeren — den Wagen fahren dürfen nur weiße Mitarbeiter. Die Herabsetzungen, die Troy erleben musste, gehen ihm sichtlich nahe und lassen ihn verbittern.
Troys Bruder Gabe (Mykelti Williamson “Justified”) hat im Zweiten Weltkrieg gedient und wurde im Einsatz verletzt. Durch die Kopfverletzungen hat er einen psychischen Schaden erlitten, der seinen Intellekt beträchlich minimiert hat. Die Entschädingung des Staates wurde an Troy ausgezahlt, wodurch er im Stande war seiner Familie ein Haus zu kaufen. Die familiären Umstände und Beziehungen werden noch komplexer als Troy nicht mehr umhin kann einen Entschluss zu fassen…

Troy und Rose versuchen Gabe zu beruhigen.
© 2017 Paramount Pictures. All Rights Reserved.
Raum für schauspielerische Glanzleistungen
Fences spielt im Pittsburgh der 1950er Jahre — eine schwierige Zeit für jeden Afro-Amerikaner. Die Rassentrennung war von ihrer Aufhebung noch weit entfernt und farbige US-Bürger wurden in vielerlei Hinsicht eingeschränkt, diskriminiert und es wurden ihnen essentielle Rechte untersagt. In diesem Kontext spielt Denzel Washington einen Mann, der weder lesen noch schreiben kann und sein Bestmögliches tut, um seine Familie finanziell über Wasser zu halten. Troy trauert seinem verpassten Leben als Profi-Sportler jeden Tag nach. Es macht ihn zu einem vergrämten Menschen, dass er seinem Traum aufgrund seiner Hautfarbe nicht folgen konnte. Allerdings war er zu der Zeit als er Baseball spielte bereits über 40 Jahre alt und wohlmöglich einfach zu betagt, um als professioneller Sportler durchzustarten. Troy ist jedoch der festen Überzeugung, dass ihm Steine in den Weg gelegt wurden — und das ist nachvollziehbar. Er setzt sich außerdem mit der Gewerkschaft der Stadtreinigung auseinander, um sie zu bewegen auch Schwarze als Fahrer arbeiten zu lassen.
Troy ist ein äußerst vielseitiger Charakter: Zu Beginn sieht man ihn im Beisein seiner Frau seines besten Freundes Bono, wie er eine Anekdote nach der Anderen erzählt. Er genießt es das Wort zu haben und endlose Monologe über jedwedes Thema zu halten. Er bindet Rose stets in seine Erzählungen ein und es scheint als führten sie eine harmonische und liebevolle Ehe. Jedoch kann Troys Laune schnell umschwenken und er wird zu einem mißmutigen Mann, der düstere Seiten aufzieht. Vor allem seinen Söhnen entgegnet er mit besonderer Härte: Lyons ist ein Jazzmusiker, der nicht viel Geld verdient. Troy wird nicht müde seinem Erstgeborenen die Musik auszureden und zu versuchen ihn zu einem ‘handfesten’ Job zu bewegen. Noch härter geht er mit Cory ins Gericht, der die Möglichkeit hat am College Football zu spielen. Troy tut alles in seiner Macht stehende, um Corys Football-Karriere im Staub zu ersticken. Troy sollte doch seinen Sohn unterstützen, da sie immerhin einen ähnlichen Traum teilen. Troy ist jedoch davon überzeugt, dass auch Cory es sportlich zu Nichts bringen wird, da die weißen Spieler bevorzugt werden. Möglicherweise gönnt Troy es seinem Sohn nur nicht seinen Traum zu verfolgen, während Troy seinen aufgeben musste.

© 2017 Paramount Pictures. All Rights Reserved.
Denzel Washington ist unfassbar überzeugend in der Rolle des Troy Maxson. Anfangs zieht er den Zuschauer mit seinen amüsanten Erzählungen in seinen Bann, um ihn dann mit dem Entblößen seiner vielseitigen Figur vollends zu fesseln. Troy ist nicht der klassiche Sympathie-Träger, aber seine Sichtweisen können größtenteils nachvollzogen — wenn auch nicht immer gutgeheißen — werden. Washington verschmilzt mit Troy Maxson und der Zuschauer sieht ihm fasziniert dabei zu.
Viola Davis komplettiert die grandiose Vorstellung Washingtons durch ihre mitreißende Performance als Rose Maxson. Davis spielt Rose, die ihrerseits ebenfalls Träume aufegegeben hat, um mit Troy eine Familie zu gründen. Sie tritt zunächst als liebende Ehefrau und perfekte Hausfrau auf. Doch als sich die familiären Ereignisse zuspitzen, erkennt sie neue Stärken und behauptet sich gegen den zuweilen sehr herrischen Troy. Zudem versucht sie immer wieder ihr Glück als Unterhändler zwischen Troy und Cory. Davis ist eine fantastische Schauspielerin, die hier ihr Können erneut unter Beweis stellt und das Publikum in emotionalen Szenen zum Taschentuch greifen lässt. Washington und Davis ergeben ein beeindruckendes Leinwand-Paar, das natürlich und echt wirkt.
Zudem muss die bemerkenswerte Leistung von Mykelti Williamson genannt werden. Er spielt mit Hingabe den Kriegsveteran, der mit dem Intellekt eines Kindes auskommen muss. Er streift täglich mit seiner Trompete durch die Nachbarschaft und ist unentwegt besorgt, dass Troy böse auf ihn ist. Gabe ist mit seinem reinen Gemüt ein großer Sympathie-Träger des Films. Williamson meistert die schwierige Rolle mit Brillianz.
Denzel Washington hat als Regisseur die Inszenierung schlicht gehalten und das war die richtige Entscheidung, denn das steigert zum einen die Authentizität und zum anderen braucht dieser Film nicht mehr als seine lohnenden Figuren.
Fazit
Fences ist ein emotional mitreißender Film, der dem Zuschauer subtil an die Substanz geht. Das Publikum leidet, vor allem aufgrund der ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen, mit den Figuren und es bleibt kein Auge trocken. Fences ist wahres Theaterkino und es ist erfrischend einen Film zu sehen, dem seine tiefgründige Story und seine vielschichtigen Figuren genügt, um erstklassig zu sein. Da August Wilsons Theaterstücke die Geschichte der Afro-Amerikaner und somit auch die jahrzenteübergreifende sprachliche Entwicklung umfasst, empfiehlt es sich Fences in der Originalfassung zu sehen.
Muss ich mir auch anschauen!!
Wow…muss ich sehen!!