Am 1. März 2018 startet Red Sparrow in den deutschen Kinos. Ob es sich bei dem Spionage-Thriller um einen Schuss ins Schwarze oder einen totalen Fehlschlag handelt, erfahrt ihr hier.
Handlung:
Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) ist eine angesehene russische Primaballerina. Als jedoch eine Verletzung ihrer Karriere ein Ende setzt, sehen Dominika und ihre kranke Mutter einer unsicheren Zukunft entgegen. Ihr Onkel Ivan (Michael Schoenhaerts), ein Geheimagent, rekrutiert sie für die Sparrow School, einem Geheimdienst, der außergewöhnliche junge Menschen wie sie trainiert, ihren Körper und Verstand als Waffe einzusetzen.
Nachdem sie den abartigen und brutalen Trainingsprozess überstanden hat, entwickelt sie sich zum gefährlichsten Sparrow, den das Programm je hervorgebracht hat. Dominika muss ihr Leben auf ihre neue machtvolle Situation abstimmen und das betrifft auch alle ihr nahestehenden Menschen, die sich durch sie in Gefahr befinden — darunter auch ein amerikanischer CIA Agent (Joel Edgerton), der versucht, sie davon zu überzeugen, dass er die einzige Person ist, der sie trauen kann…
Red Sparrow — ein klassischer Agentenfilm?
Red Sparrow ist vieles, aber sicherlich kein klassischer Agentenfilm. Von Klassikern dieses Genres wie etwa die Bond-Filme unterscheidet sich Red Sparrow in vielerlei Hinsicht. Der wohl offensichtlichste Unterschied ist dass hier eine Frau als Protagonist auftritt, was in den klassischen Agententhrillern der Sechziger Jahre wohl kaum denkbar gewesen wäre. Außerdem gab es in den kultigen Filmen meist eine klare Linie zwischen Gut und Böse — Red Sparrow macht es dem Zuschauer deutlich schwerer diese Linie zu ziehen. Zudem setzt Regisseur Francis Lawrence, der übrigens nicht mit Jennifer verwandt ist, eher auf storybasierte Spannung als auf explosive Action.
Red Sparrow folgt dem Konstrukt des üblichen Agentendramas nur bedingt. Er handelt zwar von Spionage aber setzt dabei vor allem auf zwei Dinge: Sex und Gewalt. Dominika lernt in der, von ihr so genannten, ‘Hurenschule’ die Kunst des Verführens. Als Sparrow muss sie in der Lage sein zu erkennen was ihre Zielperson begehrt — und diese Begierde dann befriedigen. Dominika und ihre ‘Mitschüler’ werden von der sadistischen Ausbilderin (Charlotte Rampling) gedemütigt und zu erniedrigenden Dinge gezwungen. So stehen Nacktheit, Oralverkehr und sogar Vergewaltigung vor der gesamten Klasse auf dem täglichen Stundenplan. Mit beinahe unerträglicher Präzision inszeniert Francis Lawrence diese inhumanen Verfahrensweisen.
Auch in Sachen Gewalt hält Red Sparrow nicht zurück. Neben ruppiger und blutiger Gewalt, wie etwa durchgetrennte Kehlen, werden diverse Szene der schonungslosen Folter gewidmet. Diese fallen zwar weniger blutig aber trotzdem umso brutaler aus. Francis Lawrence setzt dies gekonnt in Szene, denn meist ist der Folterakt nicht im Close-Up zu sehen, doch die gewünschte Reaktion seitens des Zuschauers tritt dennoch ein.
Red Sparrow hat das lose Gerüst eines Spionage-Thrillers und kombiniert es mit einer ordentlichen Portion Sex und Gewalt. Die Story ist spannend und verzweigt und durch die zahlreichen Twists bleibt sie für den Zuschauer bis zum Ende undurchsichtig. Allerdings weist sie zuweilen unnötige Längen auf. Mit einer Laufzeit von ca. 140 Minuten nimmt sich der Film äußerst viel Zeit um seine Geschichte zu erzählen. Auch wenn nicht unbedingt Langeweile auftritt, hätte eine straffere Inszenierung dem Film sicherlich gut getan. So hätte auf die eine oder andere Sexszene verzichtet werden können — denn worauf es bei dem Sparrow-Programm ankommt wird schnell genug deutlich — um die Erzählung kompakter zu gestalten.
Red Sparrow — die One-Woman-Show
Jennifer Lawrence (“Passengers”) ist die ganze Essenz des Films. Auch wenn Red Sparrow andere fabelhafte Schauspieler wie Joel Edgerton, Charlotte Rampling und keinen Geringeren als Jeremy Irons zu bieten hat, verblassen ihre Figuren gegen Dominika beziehungsweise Jennifer Lawrence. Der Zuschauer ist voll und ganz auf Lawrence und ihr Vorankommen innerhalb des Plots konzentriert.
Dadurch dass Dominika mehrere Phasen durchlebt — die Primaballerina, die gedemütigte Schülerin, die eiskalte Spionin — sind auch Lawrence’ darstellerischen Fähigkeiten gefragt. Und die junge Schauspielerin überzeugt auf ganzer Linie. Sie stellt das Grauen, das ihr widerfährt, den inneren Konflikt, die Angst und das Misstrauen unglaublich authentisch dar. Außerdem meistert sie (in der Originalfassung) den russischen Akzent, ohne ihn zu überspannen. Jennifer Lawrence ist das Kernstück des Films und schafft es den Zuschauer mit Dominikas Geschichte zu faszinieren — jedoch kann selbst sie die zwischenzeitliche Langatmigkeit nicht vollständig kompensieren.
Fazit:
Red Sparrow ist ein solider Spionage-Thriller, der vor allem aufgrund der brillianten Performance seiner Hauptdarstellerin sehenswert ist. Jennifer-Lawrence-Fans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten — denn sie gibt und zeigt alles. Der Plot ist zwar spannend aber durch die vermeidbaren Längen wohl weniger fesselnd ausgefallen als gewollt. Die gefühlt unaufhörliche Nacktheit, die hemmungslose Gewalt, sowie die überragende J‑Law können diesem leider auch nicht gänzlich entgegenwirken.