Es heißt der deutsche Horrorfilm sei tot. Ab dem 22. Februar 2018 soll Heilstätten diesem wieder Leben einhauchen. Ob es sich hierbei um einen gelungenen Schocker, oder um einen schockierend schlechten Film handelt, erfahrt Ihr im Folgenden.
Handlung:
In den Heilstätten, einem düsteren Ort in der Nähe von Berlin, wollen die erfolgreichsten YouTuber Deutschlands, Betty (Nilam Farooq), Charly (Emilio Sakraya), Finn (Timmi Trinks) und Marnie (Sonja Gerhardt) gemeinsam mit Medizinstudent Theo (Tim Oliver Schultz), eine 24 Stunden Challenge um den Thron austragen — die ultimative Social-Media-Herausforderung.
Die Geschichte der Heilstätten ist voller Grauen und Brutalität und noch heute halten sich Berichte um paranormale Aktivitäten von diesem Ort. Ausgerüstet mit Nachtsicht- und Wärmebildkameras wollen die YouTuber diesen Gerüchten nachgehen. Sie bekommen schnell zu spüren, dass man in diesen angsteinflößenden Ruinen sein Glück besser nicht herausfordert. Doch als sie aussteigen wollen, bemerken sie, dass es dafür längst zu spät ist…
Guter Ansatz — aber reicht das?
Der anhaltende Spuk des Nationalsozialismus ist ein häufig verwendetes Thema für Filme diverser Genres. In den Heilstätten wurden im zweiten Weltkrieg allerhand schreckliche Menschenversuche und Experimente durchgeführt — und noch heute wird dieser Ort von dem Geist einer speziellen Patientin heimgesucht. Das ist alles andere als ein origineller Plot, jedoch wird diesem ein aktueller Rahmen verpasst — altmodische Geistersuche trifft auf die Generation YouTube.
Einen Found Footage Film mit einer YouTube-Challenge zu kombinieren ist ein gescheiter Ansatz mit viel Potenzial. Der Film wirkt über weite Strecken sehr glaubwürdig. Der Look des Found Footage wirkt durch die Aufnahmen der YouTuber realer als in anderen Filmen des gleichen Genres. Denn die Erzählform Found Footage ist bereits recht nah an der Generation YouTube. Und das Social-Media-Verhalten der heutigen Jugend fügt sich sehr gut in das Horrorszenario ein.
Regisseur Michael David Pate (“Gefällt mir”) gelingt es außerdem pointierte Seitenhiebe auf die YouTube-Industrie einzubauen. Denn es wird an mehreren Punkten aufgezeigt, wie weit soziale Medien in der heutigen Zeit in unseren Leben verankert sind und wie viel Bedeutung diesen zugeschrieben werden. Es geht stets um mehr Likes und noch mehr Klicks — die Frage wie weit man bereit ist zu gehen um diese zu generieren, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film.
Die Inszenierung ist in mehreren Hinsichten gelungen: Die Heilstätten sind ein herrlich gruseliger Schauplatz, der von den Setbauern so angsteinflößend wie möglich hergerichtet wurde. Durch die subjektiven Kameras ist der Zuschauer sehr nah am Geschehen. Zudem hat Heilstätten eine verstärkt gruselige Atmosphäre durch die Verwendung von sogenannten ‘pratical lights’ — anstatt mit ausgeleuchteten Sets zu arbeiten, wurden vor allem Kerzen und Taschenlampen benutzt. Gepaart mit dem nur 18-tägigen Dreh, ist das inszenatorische Ergebnis recht beeindruckend.
Auch wenn Heilstätten über ein gelungenes Gruselgerüst verfügt, versagt der Film leider an den wichtigen Stellen — die Schocker wollen einfach nicht schocken. Es herrscht durch die angespannte Atmosphäre und die überzeugende Darstellung der Schauspieler zwar eine unbehagliche Grundstimmung, allerdings schafft es der Film nicht, dass der Zuschauer sich vor Angst und Schrecken an den Sessellehnen festkrallt. Das kann auch der brutale und blutige letzte Akt nicht bewirken.
Die Story ist durch die YouTuber zwar in einen aktuellen Rahmen eingebunden, doch auch sie zeigt Schwächen auf. Zwar gelingt es den Filmemachern den Zuschauer gekonnt in die Irre zu führen, allerdings bauen sie einen Twist zuviel ein, der die vorherige Wendung (das einzig Geniale an diesem Film) wieder zerstört. Dieser Doppel-Twist soll den Zuschauer noch nach dem Filmerlebnis beschäftigen und faszinieren — jedoch hätte Heilstätten ohne Wendung Nummer zwei weitaus besser funktioniert.
Die Besetzung von Heilstätten ist gut gelungen. Vor allem Sonja Gerhardt überzeugt als verängstigte Marnie, die den Geist der besagten Patientin bereits vor der Challenge zu Gesicht bekam. Auch Nilam Farooq als Betty und Timmi Trinks als Finn liefern eine gute Performance. Zudem sind auch die echten YouTuber Leon Machère, Davis Schulz und Freshtorge mit von der Partie. Die echten und fiktiven YouTuber legen zwar eine übersprudelnde, fast hyperaktive, Darstellung an den Tag, doch dies wirkt natürlich. Ganz im Gegensatz zu Tim Oliver Schultz, der als Theo einfach nicht authentisch ist. Seine schwülstige Sprechart wirkt absolut aufgesetzt und fügt sich kaum in den Rest der Gruppe ein.
Fazit:
Heilstätten ist ein Gruselfilm dem es eindeutig an Grusel fehlt. Zwar kann der Film mit inszenatorisch gelungenen Mitteln, weitesgehend guten Schauspielern und einer gewissen Portion Satire glänzen, allerdings reicht dies nicht aus um den Film zu tragen. Horrorfans werden von Heilstätten nicht geschockt sondern enttäuscht sein. YouTuber, die den Film sehen brauchen ein dickes Fell, da ihr Metier durch den Kakao gezogen wird. Kinobesucher, die äußerst zartbesaitet sind und eine hohe Toleranz für Filme haben, die sich selbst zerstören, könnte Heilstätten wiederum gefallen.
Heilstätten startet am 22. Februar 2018 in den deutschen Kinos!