Alien Covenant startet am 18. Mai 2017 in den deutschen Kinos. Wieder einmal begeben sich Menschen auf die Reise in neue Welten — ob dies eine aufregende Expedition oder eine monotone Spazierfahrt ist, erfahrt Ihr im Folgenden.
Alien Covenant ist der sechste Film der “Alien”-Reihe. Er ist zugleich das Prequel des ersten “Alien”-Films und die Fortsetzung von “Prometheus”. Die Regie übernimmt erneut Ridley Scott, der zuvor auch den Originalfilm von 1979 und 2012 “Prometheus” inszenierte. Auch Alien Covenant befasst sich mit der Entstehungsgeschichte der xenomorphen Aliens.
Handlung:
Das Kolonisationsraumschiff ‘Covenant’ macht sich auf den Weg zu einem fernen Planeten namens Origae‑6. Das Raumschiff hat 2000 Menschen an Bord, welche den neuen Planeten besiedeln sollen. Die Passagiere und die Crew befinden sich während der jahrelangen Reise im Kälteschlaf. Der Androide Walter (Michael Fassbender) ist der einzig wache Passagier, der sich um die Funktionstüchtigkeit des Schiffes kümmert. Allerdings wird die Crew aufgrund einer Explosion unsanft und zu früh aus ihrem Schlaf geweckt, wobei der Captain ums Leben kommt.
So muss der autoritätsschwache Oram (Billy Crudup) das Kommando übernehmen. Auf ihrer Reise entdeckt die Forschergruppe schließlich einen scheinbar völlig unberührten Planeten — und Oram entscheidet kurzerhand, dort zu landen. Doch das vermeintliche Traumland entpuppt sich als bedrohlicher Ort. Der einzige Bewohner ist der Androide namens David (ebenfalls Fassbender) — der letzte Überlebende der gescheiterten “Prometheus”-Expedition. Schon bald trifft die Crew auf weitere ‘Bewohner’ dieses finsteren Ortes: die schauderhaften Xenomorphen…
Fehlende Stimmung und transparente Story
Die “Alien”-Filmreihe genießt einen absoluten Kultstatus. Der erste Teil aus den 1970er-Jahren revolutionierte sowohl das Horror- als auch das Science-Fiction-Genre: Der Look des Films war bahnbrechend. Und auch in Alien Covenant stimmt die Optik. Die atemberaubende Szenerie ist ein wahrer Hingucker und hat das Potenzial die richtige Atmosphäre für den Film zu bestimmen. Bis zu einem gewissen Grad gelingt dies auch: Die schöne Naturkulisse wirkt zugleich bedrohlich aufgrund ihrer Weite und Dunkelheit — aber nicht zuletzt, weil der Zuschauer weiß, was ihn erwartet. Die brillante, klaustrophobische sowie unbehagliche Stimmung, die Ridley Scott in dem Original hervorgerufen hat, fehlt bei Alien Covenant aber leider komplett.
Anstelle der einst gruseligen Atmosphäre tritt reines Gemetzel. Bereits im Vorwege wurde den Fans versichert, dass Alien Covenant wieder die Xenomorphen und die damit verbundene Action in den Fokus nehmen wird, da dies bei dem viel kritisierten “Prometheus” beinahe gänzlich ausblieb. Jedoch funktioniert diese Herangehensweise nicht: Die Xenomorphen spielen zwar die Hauptrolle und greifen unentwegt an, allerdings kulminiert dies nur in einem Splatter-Fest ohne den notwendigen Gruselfaktor.
Natürlich sind die Aliens grandios animiert, doch das allein reicht kaum aus, um die nötige Horror-Atmosphäre zu generieren. Neben der Kulisse und den Außerirdischen gibt es auch bestimmte Szenen, die aufwendig und optisch reizvoll gedreht wurden — sei es ein Weltraumspaziergang, um Teile der Covenant zu reparieren oder die Wasserlandung auf dem unbekannten Planeten. Auch die Covenant an sich lässt auf engagierte Setbauer schließen.
Doch die gelungene Optik kann den unwahrscheinlich vorhersehbaren Plot dieses Films nicht kompensieren. Das Drehbuch stammt aus der Feder von dem mehrfach für den Oscar nominierten John Logan, der die Skripts von Filmen wie “Hugo Cabret” oder “Sweeney Todd” verfasste. Umso erschreckender ist es, wie flach die Story hier ausgefallen ist. Alien Covenant kann einen halbwegs aufmerksamen Zuschauer mit keiner Wendung überraschen. Jeder Kinogänger, der bereits den einen oder anderen Horrorfilm gesehen hat, ist in der Lage, den nächsten Plotpoint zu prophezeien. Manche Ereignisse des Films werden als immenser Twist aufgebaut — überrascht ist jedoch niemand. Außerdem haben die Figuren von Alien Covenant recht häufig nicht nur mit Aliens, sondern auch mit logischen Lücken zu kämpfen.
Gute Schauspieler, schlechte Figuren
Die Besetzung von Alien Covenant kann sich sehen lassen: Neben Michael Fassbender und Billy Crudup treten außerdem Katherine Waterston (“Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind”), Danny McBride (“Das ist das Ende”), Noomi Rapace (“Prometheus”), Guy Pearce (“Iron Man 3”) und James Franco (“Why Him?”) auf. Das Casting-Team hat demnach ganze Arbeit geleistet, doch ist dies kaum von Bedeutung, wenn die Rollen, in die die Schauspieler schlüpfen, so geraten sind wie hier.
Michael Fassbender spielt gleich zwei Androiden: den liebenswerten Walter, der einem Menschen mit Emotionen beinah ähnelt und David, den Androiden mit Gottkomplex. Fassbenders schauspielerische Leistung ist bemerkenswert. In mehreren Szenen sind nur Walter und David zu sehen — und das ist wirklich gut inszeniert. Allerdings greift David das auch schon in “Prometheus” vorherrschende pseudo-philosophische Gefasel auf, welches ein krampfhafter Versuch zu sein scheint, diesem Film zumindest etwas Tiefgang zu verpassen.
Doch das Streben nach philosophischem Gehalt ist das kleinste Problem der Figuren. Auf dem Raumschiff ist eine ca. zehnköpfige Crew für das Leben von über 2000 Menschen verantwortlich. Somit sollte man davon ausgehen können, dass für diese Jobs absolute Experten mit definierten Skills angeheuert wurden. Jedoch sind die Figuren mit schmerzender Dummheit ausgestattet, die den Zuschauer fortwährend zum Kopfschütteln bringt. Manche Momente grenzen an Slapstick: Ein Crew-Mitglied rutscht auf dem vergossenen Blut eines Kollegen aus und ist somit selbst dem Tod geweiht. Dies wirkt unfreiwillig komisch und passiert im Laufe des Films häufiger. Doch besonders das Klischee der absolut unfähigen Frau wird diverse Male eingesetzt — tatsächlich bis zu dem Grad, dass ein weibliches Besatzungsmitglied sich weinend und schreiend (mit verletztem Fuß) über den Boden zieht — und das alles ohne einen Funken Selbstironie.
Fazit:
Alien Covenant ist ein schwacher Film der “Alien”-Reihe. Dass der sechste Teil dem Original nicht das Wasser reichen wird, war abzusehen. Allerdings haben sich viele Fans wohl trotzdem mehr erhofft als diese dünne Story, welche von einfältigen Figuren durchwandert wird. Zumal die Unzulänglichkeit der weiblichen Figuren nahezu als eine Beleidigung für das Original aufgefasst werden kann. “Alien” von 1979 war unter anderem deshalb revolutionär, weil Sigourney Weaver, alias Ellen Ripley, eine der ersten weiblichen Protagonistinnen innerhalb dieses Genres darstellte — und derartige Dummheiten sind Ripley nicht passiert. Und auch ein Danny McBride, der als witziges Besatzungsmitglied auftritt, kann nicht von der dominanten Idiotie der Figuren ablenken.
Der Look des Films ist zwar gelungen, aber die Story bleibt in jeder Hinsicht unausreichend. Besonders Fans des Originalfilms werden es mit Alien Covenant sehr schwer haben. Denn die bedrückende Atmosphäre des Originals, die den ganzen Reiz des Films ausmachte, wird hier lediglich durch Blut, Blut und noch mehr Blut ersetzt.
Alien Covenant startet am 18. Mai 2017 in den deutschen Kinos.