27 Jahre nach dem gleichnamigen Zeichentrickfilm kommt am 23. Mai 2019 Aladdin in die deutschen Kinos. Aber haucht die Realverfilmung von Guy Ritchie dem Disney-Klassiker neues Leben ein? Oder wird lediglich Altes neu aufgewärmt?
Handlung:
Die Straßen Agrabahs sind das Zuhause von dem Straßenjungen Aladdin (Mena Massoud) und seinem Affen Abu. Sie halten sich mit kleinen Diebstählen über Wasser, doch Aladdin ist davon überzeugt zu etwas Höherem bestimmt zu sein. Am anderen Ende der Stadt hegt die Tochter des Sultans, Prinzessin Jasmin (Naomi Scott, “Power Rangers”) ihre eigenen Träume. Sie sehnt sich danach, das Leben außerhalb der Palastmauern kennenzulernen und mit ihrem Status den Menschen von Agrabah zu helfen. Ihr Vater ist jedoch überfürsorglich und ihre Zofe Dalia (Nasim Pedrad “New Girl”) folgt ihr auf Schritt und Tritt. Während der Sultan (Navid Negahban “Homeland”) einen geeigneten Ehemann für Jasmin sucht, ist sein treuer Berater, der mächtige Zauberer Dschafar (Marwan Kenzari, “Mord im Orient-Express”), aufgrund der passiven politischen Haltung des Sultans frustriert — und heckt einen Plan aus, den Thron an sich zu reißen.
Aladdin und Jasmin begegnen sich auf dem Marktplatz als sie als einfaches Mädchen verkleidet ist. Sofort ist er von ihrer Schönheit und ihrem feurigen Charakter verzaubert. Als er sie zurück in den Palast verfolgt, wird er in Dschafars üble Pläne verstrickt und gerät dabei in Besitz einer magischen Öllampe, die eigentlich dem Zauberer bestimmt war. Aladdin beschwört unabsichtlich den Lampengeist Dschinni (Will Smith, “Suicide Squad”) hervor, welcher ihm drei Wünsche gewährt. Aladdin und Dschinni freunden sich an und gemeinsam brechen sie auf in ein aufregendes Abenteuer, das allerdings auch viele Gefahren bereithält…
Aladdin — Gut gecastet?
Die Performance von Robin Williams als Flaschengeist im Zeichentrickfilm von 1992 ist legendär. Der inzwischen verstorbene Schauspieler und Komiker lieh dem blauen Riesen seine Stimme und machte ihn zu einer ikonischen Disney-Figur. Dementsprechend schwer ist die Aufgabe in solch große Fußstapfen zu treten. Will Smith stellt sich in der Realverfilmung dieser Herausforderung.
Als Disney- und insbesondere “Aladdin”-Fan ist es tatsächlich sehr schwierig Williams’ Darstellung zu verdrängen und sie nicht fortwährend mit der von Will Smith zu vergleichen. Auch wenn einige Gags aus dem Zeichentrickfilm übernommen wurden, haben die Macher und Will Smith dem neuen Dschinni einen eigenen Stempel verpasst. So erinnert Dschinni in seiner ’natürlichen, blauen Gestalt’ an den Lampengeist, den die Fans bereits lieben, und in seiner menschlichen Gestalt versprüht er den witzigen Charme, den eben nur Will Smith auf die Leinwand bringt. Somit ist Guy Ritchie und seinen Co-Autoren Vanessa Taylor und John August eine stimmige Verschmelzung von Alt und Neu gelungen.
Darüber hinaus leistet auch der kanadische Newcomer Mena Massoud als titelgebende Figur ganze Arbeit. Die Rolle des gewieften und liebenswürdigen Starßenjungen mit reinem Herzen scheint ihm geradezu auf den Leib geschneidert zu sein. Außerdem glänzt auch Naomi Scott als Prinnzessin Jasmin. Die Tochter des Sultans war bereits im Original wohl die emanzipierteste Disney-Prinzessin überhaupt. In der Realverfilmung legen sie noch eine Schippe drauf und Scott porträtiert eine starke Frau, die weiß was sie will und was das Beste für ihr Land ist — und alles daran setzt aus den traditionellen Konventionen, die sie gefangen halten, auszubrechen. Ein weiteres Highlight ist “SNL”-Profi Nasim Pedrad, die als Jasmins Zofe Dalia für viele Lacher sorgt. In Sachen Casting haben Guy Ritchie und Co. also wirklich einen guten Job gemacht.
Aladdin — Dasselbe in Grün?
Die Besetzung von Aladdin kann sich sehen lassen. Und auch optisch ist die Realverfilmung absolut geglückt. Der Zeischentrickfilm ist voller Magie und Zauber. Das kommt dank der großartigen Arbeit der CGI-Leute auch hier auf die Leinwand. Wenn Aladdin alias Prinz Ali mit seiner Gefolgschaft in Form einer Parade in Agrabah eintrifft, dann ist das wirklich ein Hingucker. Auch die Animation von Will Smith als blauer Lampengeist ist gelungen.
Allerdings unterscheidet sich der Film kaum von seinem Vorgänger. Dass die Story identisch ist, ist wohl kaum überraschend, jedoch hätte man hier und da neue Dinge einbauen können. Die Macher haben sich aber darauf beschränkt ein paar neue Lieder einzufügen. Grundsätzlich ist es clever die bereits bekannten Lieder zu verwenden, da Fans sich darüber freuen sie erneut zu hören und mitzuträllern. Alan Menken sorgte für neue Arrangements, in die er Popelemente einarbeitete und zudem machte er sich die musikalischen Talente von Will Smith zu Nutze. Auch Jasmin erhält einen völlig neuen Song, der sich gut in den Film fügt. Doch das war es dann auch. Abgesehen davon liefert die Realverfilmung nichts Neues. Das führt dazu dass der Zuschauer zwar unterhalten aber nicht vom Hocker gerissen wird. Demgemäß ist die Neuauflage von Disneys Aladdin tatsächlich dasselbe in Grün bzw. Blau.
Fazit:
“Die Schöne und das Biest”, “Dschungelbuch”, “Dumbo” — Disney setzt derzeit auf Realverfilmungen. Nun ist Aladdin an der Reihe und bietet leider nicht mehr als es der Zeichentrickfilm bereits getan hat. Wer das Original von 1992 mag, wird der Neuverfilmung nicht viel abgewinnen können. Aladdin wurde zwar sehr gut gecastet und ist audiovisuell in jeder Hinsicht gelungen, aber mehr kann er nicht leisten. Die Gags sind größtenteils die gleichen und auch die Story weicht in keiner Weise ab — nicht in jedem Aspekt liegt eine Verschmelzung von Alt und Neu vor. Aladdin ist die Wiederholung des gleichen Films mit neuem Anstrich. Für sich genommen ist Aladdin ein guter Film, wenn da nicht das Original wäre. Da es unmöglich ist die Realverfilmung nicht mit mit dem Zeichentrickfilm zu vergleichen, ist Aladdin (2019) eben nur ein weitesgehend gelungener Film — Altes wurde pompös aufgewärmt.
Aladdin startet am 23. Mai 2019 in den deutschen Kinos!