Film­kri­tik: Aladdin

27 Jah­re nach dem gleich­na­mi­gen Zei­chen­trick­film kommt am 23. Mai 2019 Alad­din in die deut­schen Kinos. Aber haucht die Real­ver­fil­mung von Guy Rit­chie dem Disney-Klassiker neu­es Leben ein? Oder wird ledig­lich Altes neu aufgewärmt?
Aladdin und die Wunderlampe

Das belieb­te Disney-Abenteuer kommt als Real­ver­fil­mung auf die gro­ße Lein­wand.
©2018 Dis­ney. All Rights Reserved.

Hand­lung:

Die Stra­ßen Agrabahs sind das Zuhau­se von dem Stra­ßen­jun­gen Alad­din (Mena Massoud) und sei­nem Affen Abu. Sie hal­ten sich mit klei­nen Dieb­stäh­len über Was­ser, doch Alad­din ist davon über­zeugt zu etwas Höhe­rem bestimmt zu sein. Am ande­ren Ende der Stadt hegt die Toch­ter des Sul­tans, Prin­zes­sin Jas­min (Nao­mi Scott, “Power Ran­gers”) ihre eige­nen Träu­me. Sie sehnt sich danach, das Leben außer­halb der Palast­mau­ern ken­nen­zu­ler­nen und mit ihrem Sta­tus den Men­schen von Agrabah zu hel­fen. Ihr Vater ist jedoch über­für­sorg­lich und ihre Zofe Dalia (Nasim Ped­rad “New Girl”) folgt ihr auf Schritt und Tritt. Wäh­rend der Sul­tan (Navid Negah­ban “Home­land”) einen geeig­ne­ten Ehe­mann für Jas­min sucht, ist sein treu­er Bera­ter, der mäch­ti­ge Zau­be­rer Dscha­far (Mar­wan Kenz­ari, “Mord im Orient-Express”), auf­grund der pas­si­ven poli­ti­schen Hal­tung des Sul­tans frus­triert — und heckt einen Plan aus, den Thron an sich zu reißen.

Alad­din und Jas­min begeg­nen sich auf dem Markt­platz als sie als ein­fa­ches Mäd­chen ver­klei­det ist. Sofort ist er von ihrer Schön­heit und ihrem feu­ri­gen Cha­rak­ter ver­zau­bert. Als er sie zurück in den Palast ver­folgt, wird er in Dscha­fars üble Plä­ne ver­strickt und gerät dabei in Besitz einer magi­schen Öllam­pe, die eigent­lich dem Zau­be­rer bestimmt war. Alad­din beschwört unab­sicht­lich den Lam­pen­geist Dschin­ni (Will Smith, “Sui­ci­de Squad”) her­vor, wel­cher ihm drei Wün­sche gewährt. Alad­din und Dschin­ni freun­den sich an und gemein­sam bre­chen sie auf in ein auf­re­gen­des Aben­teu­er, das aller­dings auch vie­le Gefah­ren bereithält…

Alad­din — Gut gecastet?

Die Per­for­mance von Robin Wil­liams als Fla­schen­geist im Zei­chen­trick­film von 1992 ist legen­där. Der inzwi­schen ver­stor­be­ne Schau­spie­ler und Komi­ker lieh dem blau­en Rie­sen sei­ne Stim­me und mach­te ihn zu einer iko­ni­schen Disney-Figur. Dem­entspre­chend schwer ist die Auf­ga­be in solch gro­ße Fuß­stap­fen zu tre­ten. Will Smith stellt sich in der Real­ver­fil­mung die­ser Herausforderung. 

Aladdin (Mena Massoud) und Genie (Will Smith).

Alad­din (Mena Massoud) und Dschin­ni (Will Smith).
©2018 Dis­ney. All Rights Reserved.

Als Disney- und ins­be­son­de­re “Aladdin”-Fan ist es tat­säch­lich sehr schwie­rig Wil­liams’ Dar­stel­lung zu ver­drän­gen und sie nicht fort­wäh­rend mit der von Will Smith zu ver­glei­chen. Auch wenn eini­ge Gags aus dem Zei­chen­trick­film über­nom­men wur­den, haben die Macher und Will Smith dem neu­en Dschin­ni einen eige­nen Stem­pel ver­passt. So erin­nert Dschin­ni in sei­ner ’natür­li­chen, blau­en Gestalt’ an den Lam­pen­geist, den die Fans bereits lie­ben, und in sei­ner mensch­li­chen Gestalt ver­sprüht er den wit­zi­gen Charme, den eben nur Will Smith auf die Lein­wand bringt. Somit ist Guy Rit­chie und sei­nen Co-Autoren Vanes­sa Tay­lor und John August eine stim­mi­ge Ver­schmel­zung von Alt und Neu gelungen.

Dar­über hin­aus leis­tet auch der kana­di­sche New­co­mer Mena Massoud als titel­ge­ben­de Figur gan­ze Arbeit. Die Rol­le des gewief­ten und lie­bens­wür­di­gen Star­ßen­jun­gen mit rei­nem Her­zen scheint ihm gera­de­zu auf den Leib geschnei­dert zu sein. Außer­dem glänzt auch Nao­mi Scott als Prinn­zes­sin Jas­min. Die Toch­ter des Sul­tans war bereits im Ori­gi­nal wohl die eman­zi­pier­tes­te Disney-Prinzessin über­haupt. In der Real­ver­fil­mung legen sie noch eine Schip­pe drauf und Scott por­trä­tiert eine star­ke Frau, die weiß was sie will und was das Bes­te für ihr Land ist — und alles dar­an setzt aus den tra­di­tio­nel­len Kon­ven­tio­nen, die sie gefan­gen hal­ten, aus­zu­bre­chen. Ein wei­te­res High­light ist “SNL”-Profi Nasim Ped­rad, die als Jas­mins Zofe Dalia für vie­le Lacher sorgt. In Sachen Cas­ting haben Guy Rit­chie und Co. also wirk­lich einen guten Job gemacht.

Aladdin - Prinzessin Jasmin und ihre Zofe Dalia

Dalia (Nasim Ped­rad) hat immer ein Auge auf Prin­zes­sin Jas­min (Nao­mi Scott, rechts).
©2018 Dis­ney. All Rights Reserved.

Alad­din — Das­sel­be in Grün?

Die Beset­zung von Alad­din kann sich sehen las­sen. Und auch optisch ist die Real­ver­fil­mung abso­lut geglückt. Der Zei­schen­trick­film ist vol­ler Magie und Zau­ber. Das kommt dank der groß­ar­ti­gen Arbeit der CGI-Leute auch hier auf die Lein­wand. Wenn Alad­din ali­as Prinz Ali mit sei­ner Gefolg­schaft in Form einer Para­de in Agrabah ein­trifft, dann ist das wirk­lich ein Hin­gu­cker. Auch die Ani­ma­ti­on von Will Smith als blau­er Lam­pen­geist ist gelungen. 

Aller­dings unter­schei­det sich der Film kaum von sei­nem Vor­gän­ger. Dass die Sto­ry iden­tisch ist, ist wohl kaum über­ra­schend, jedoch hät­te man hier und da neue Din­ge ein­bau­en kön­nen. Die Macher haben sich aber dar­auf beschränkt ein paar neue Lie­der ein­zu­fü­gen. Grund­sätz­lich ist es cle­ver die bereits bekann­ten Lie­der zu ver­wen­den, da Fans sich dar­über freu­en sie erneut zu hören und mit­zu­träl­lern. Alan Men­ken sorg­te für neue Arran­ge­ments, in die er Pop­ele­men­te ein­ar­bei­te­te und zudem mach­te er sich die musi­ka­li­schen Talen­te von Will Smith zu Nut­ze. Auch Jas­min erhält einen völ­lig neu­en Song, der sich gut in den Film fügt. Doch das war es dann auch. Abge­se­hen davon lie­fert die Real­ver­fil­mung nichts Neu­es. Das führt dazu dass der Zuschau­er zwar unter­hal­ten aber nicht vom Hocker geris­sen wird. Dem­ge­mäß ist die Neu­auf­la­ge von Dis­neys Alad­din tat­säch­lich das­sel­be in Grün bzw. Blau.

Marwan Kenzari als Dschafar

Dscha­far (Mar­wan Kenz­ari) schmie­det fins­te­re Plä­ne.
©2018 Dis­ney. All Rights Reserved.

Fazit:

Die Schö­ne und das Biest”, “Dschun­gel­buch”, “Dum­bo” — Dis­ney setzt der­zeit auf Real­ver­fil­mun­gen. Nun ist Alad­din an der Rei­he und bie­tet lei­der nicht mehr als es der Zei­chen­trick­film bereits getan hat. Wer das Ori­gi­nal von 1992 mag, wird der Neu­ver­fil­mung nicht viel abge­win­nen kön­nen. Alad­din wur­de zwar sehr gut gecas­tet und ist audio­vi­su­ell in jeder Hin­sicht gelun­gen, aber mehr kann er nicht leis­ten. Die Gags sind größ­ten­teils die glei­chen und auch die Sto­ry weicht in kei­ner Wei­se ab — nicht in jedem Aspekt liegt eine Ver­schmel­zung von Alt und Neu vor. Alad­din ist die Wie­der­ho­lung des glei­chen Films mit neu­em Anstrich. Für sich genom­men ist Alad­din ein guter Film, wenn da nicht das Ori­gi­nal wäre. Da es unmög­lich ist die Real­ver­fil­mung nicht mit mit dem Zei­chen­trick­film zu ver­glei­chen, ist Alad­din (2019) eben nur ein wei­tes­ge­hend gelun­ge­ner Film — Altes wur­de pom­pös aufgewärmt.

Alad­din star­tet am 23. Mai 2019 in den deut­schen Kinos!

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