Liebe, Untreue, Intrigen, ein Kriminalfall — all dies und viel mehr bietet The Affair.
The Affair ist eine US-amerikanische Serie des TV-Senders Showtime. Sie wurde von Sarah Treem und Hagai Levi kreiert, die bereits die HBO-Serie “In Treatment” gemeinsam erschufen. The Affair prämierte Ende 2014 und umfasst derzeit drei Staffel à zehn Folgen. Alle Staffeln sind auf Amazon Prime Video verfügbar. Vor Kurzem wurde eine vierte Staffel bestellt.
Handlung:
Noah Solloway (Dominic West, “The Wire”) ist seit fast zwanzig Jahren verheiratet und hat vier Kinder. Er ist ein erfolgloser Autor, der allein für sein erstes (und einziges) Buch beinah zehn Jahre gebraucht hat. Seine Novelle wurde von Kritikern als mittelmäßig eingestuft und war alles andere als ein Verkaufsschlager. Sein Geld verdient er als Lehrer. Seine Frau Helen (Maura Tierney “Emergency Room”) kommt aus einer sehr wohlhabenden Familie.
Alison Lockhart (Ruth Wilson “Luther”) ist gelernte Krankenschwester, arbeitet zu Beginn der Serie aber als Kellnerin. Sie ist mit Cole Lockhart (Joshua Jackson “Dawson’s Creek”), einem Rancher, verheiratet. Sie sind beide in Montauk, einem kleinen Ort in der Nähe von New York, aufgewachsen und leben dort noch immer. Als Noah und seine Familie nach Montauk fahren, um bei Helens Eltern ihren Urlaub zu verbringen, treffen Noah und Alison aufeinander — und die Affäre beginnt …
Trautes Heim, Glück allein — oder auch nicht…
Noah und Helen führen eine scheinbar perfekte Ehe: Sie haben sich bereits im College verliebt, geheiratet und sind Eltern von vier Kindern. Sie leben in einem geräumigen Townhouse in Brooklyn und haben ein sehr aktives Sexleben. Ihre Beziehung ist allerdings von unterschwelligen Spannungen geprägt. Helens Vater ist ein äußerst angesehener Schriftsteller, was es Noah erschwert, mit seiner eigenen Erfolglosigkeit auf diesem Gebiet zurechtzukommen.
Außerdem ist Noahs Familie finanziell von Helens Eltern abhängig und das verschärft die Situation zusätzlich. Zumal Helens Vater es sich nicht nehmen lässt, Noah bei jeder Gelegenheit all dies vor Augen zu führen. Helens Eltern konnten sich nie damit abfinden, dass ihre wohlsituierte Tochter einen mittellosen Mann geheiratet hat. Helen liebt Noah zwar, aber vor allem die Version, die sie versucht, aus ihm zu machen. Noah hat eine komplizierte und tragische Familiengeschichte, aus welcher manche seiner Charakterzüge resultieren. Helen hat sich aufgrund dessen, im Rahmen ihres Helfersyndroms, als junge Frau in ihn verliebt, jedoch sieht sie ihn eben nicht als das was er ist, sondern als das, was er ihrer Meinung nach sein sollte.
Auch Alison und Cole haben eine schwierige Beziehung. Sie kennen sich schon seit Kindertagen, sind Highschool-Sweethearts und seit einigen Jahren verheiratet. Doch auf ihrer Ehe lastet ein schwerer Verlust, den beide kaum verarbeiten können. Cole zieht es vor, den Schicksalsschlag nicht zu thematisieren, während Alison eigentlich darüber sprechen müsste. So sind sie beide mit ihrer Trauer und Verzweiflung allein und leben aneinander vorbei. Der einzige Gefühlsaustausch, der ihnen geblieben ist, ist Geschlechtsverkehr.
Liebe auf den ersten Blick
Als Noah und Alison in Montauk aufeinandertreffen, funkt es augenblicklich. Noah genießt es, von der jüngeren Frau geschätzt und respektiert zu werden. In Alisons Gegenwart fühlt er sich nicht wie ein Versager, sie gibt ihm das Gefühl ein interessanter Mann zu sein. Durch die Begegnung mit ihr und das malerische Montauk erhält er Inspiration für sein zweites Buch. Alison zeigt ihm die Gegend, damit er noch mehr Ideen für sein neues Werk erhält. Für Alison ist die Zeit mit Noah eine willkommene Flucht aus ihrer emotionalen Taubheit. In Noah findet sie jemanden, der sie nicht als gebrochenes Wesen sieht. Zugleich kann sie sich ihm anvertrauen und ihrem Kummer endlich freien Lauf lassen.
Bereits zu Beginn der Serie erfährt der Zuschauer, dass sowohl Alison als auch Noah von einem Polizisten, Detective Jeffries (Victor Williams “King of Queens”, “Sneaky Pete”), vernommen werden. Er ermittelt in einem Todesfall, der sich in Montauk zugetragen hat. Um den Fall lösen zu können, müssen Alison und Noah detailliert erzählen, was sich in jenem Sommer in Montauk zugetragen hat; dazu gehört auch die Entwicklung ihrer Liaison — und das ist die Geschichte von The Affair.
Das Besondere an The Affair
The Affair hat eine außergewöhnliche Machart: Jede Episode ist in zwei Hälften geteilt. Der erste Teil wird meist aus Noahs Sicht erzählt und der zweite aus Alisons Perspektive. Ab der zweiten Staffel kommen weitere Blickwinkel hinzu. Das ist eine interessante Herangehensweise, insbesondere bei dieser Thematik. Es gibt bekanntermaßen immer verschiedene Versionen der Wahrheit, vor allem wenn es darum geht, wie Liebschaften entstanden sind. Die verschiedenen Blickwinkel machen die Serie äußerst spannend — detailverliebte Zuschauer kommen auf ihre Kosten. Die Fakten ändern sich durch die verschiedenen Erzählweisen kaum, dafür jedoch alles Weitere. So ist Alison in Noahs Version immer recht aufreizend gekleidet, was suggeriert, dass er keine andere Wahl hatte, als ihr zu verfallen. In Alisons Version hingegen trägt sie Jeans und T‑Shirt. Aber auch Gesprächsverläufe und Emotionen differenzieren sich von Variante zu Variante erheblich.
The Affair ist hochkarätig besetzt. Dominic West, der Serienfans besser als Jimmy McNulty aus “The Wire” bekannt sein dürfte, glänzt in der Rolle des untreuen Familienvaters. Bereits als mäßig moralischer Polizist schaffte West es, seiner Rolle Facettenreichtum zu verleihen. Auch als Noah Solloway sieht der Zuschauer ihn in ständig wechselndem Licht. Ruth Wilson spielt die Rolle der zerbrechlichen und waghalsigen Maitresse gekonnt. Maura Tierney und Joshua Jackson komplettieren das großartige Darsteller-Ensemble. Außerdem hält die dritte Staffel einen besonderen Gaststar parat: Der lange nicht mehr gesehene Brendan Fraser tritt in der Rolle eines mehr als unheimlichen Gefängniswärters auf.
Fazit:
The Affair ist eine äußerst sehenswerte Serie. Durch die verschiedenen Blickwinkel wird die Story zwar mäßig erzählt, doch dies schmälert die Spannung nicht im Geringsten. Vielmehr ermöglicht es dem Zuschauer die Standpunkte der verschiedenen Figuren zu verstehen und nachzuvollziehen. Da sich die Ereignisse im Laufe der Serie zuspitzen, ist diese Erzählweise sogar spannungsfördernd. Schon in der ersten Staffel geht die Handlung über Ehebruch und Familienkonflikte hinaus — ein Todesfall, Drogenhandel und andere Missetaten fügen sich in den Handlungsstrang ein.