American Crime Story ist eine Anthologieserie, die sich mit Kriminalfällen befasst. Die erste Staffel trägt den Untertitel The People v. O.J. Simpson und zeigt den kontroversen Mordprozess der ehemaligen Football-Ikone. Seit dem 6. Januar 2017 ist die deutschsprachige Erstausstrahlung auf Sky Atlantic zu sehen.
The People v. O.J. Simpson: American Crime Story läuft derzeit freitags, 21.00 Uhr auf Sky Atlantic HD noch in der Erstausstrahlung. Am 10.3. gibt es die letzte Episode. Ab 20.3. folgt von montags bis freitags, 19.00 Uhr, die Wiederholung auf Sky Atlantic HD. Darüber hinaus steht die Serie auch auf Sky On Demand, Sky Go und Sky Ticket auf Abruf bereit.
Orenthal James Simpson war in den 1970er und 1980er Jahren ein berühmter und allseits verehrter Football-Star, der außerdem auch in Filmen wie “Flammendes Inferno” oder “Roots” auftrat. Von 1985 bis 1992 war mit Nicole Brown verheiratet. Während ihrer Ehe kam es immer wieder zu Fällen der häuslichen Gewalt, für die Simpson jedoch nicht belangt wurde. Insgesamt neun Mal wurde die Polizei wegen solcher Vorfälle zum Hause Simpson gerufen. Die einzige Strafe, die ihm je widerfuhr, war eine gerichtlich angeordnete psychologische Betreuung.
1992 reichte Nicole Brown die Scheidung ein — jedoch hörten die gewalttätigen Übergriffe Simpsons nicht auf. Noch im selben Jahr brach Simpson in Nicoles Haus ein und drohte ihr, woraufhin sie die Polizei alarmierte. Am 12. Juni 1994 wurden Nicole Brown und ihr Bekannter Ronald Goldman tot vor Nicoles Haus in Brentwood, Los Angeles, aufgefunden. Die Opfer wurden durch jeweils mehrere Messerstiche getötet.
Aufgrunddessen dass Simpson kein Alibi hatte und seine gewaltätige Ader seiner Ex-Frau gegenüber bekannt war, galt er schnell als Tatverdächtiger. Die Indizien zeigten schon bald alle in O.J. Simpsons Richtung und am 17.Juni 1994 wurde ein Haftbefehl gegen ihn wegen zweifachen Mordverdachtes erlassen. Und daraufhin floh O.J. Simpson in einem weißen Ford Bronco SUV und die berüchtigte Verfolgungsjagd begann, welche vielen noch im Gedächtnis sein dürfte. Die Verfolgungsjagd ging in die Geschichte ein, da sie die erste war, die jemals Live im Fernsehen übertragen wurde. Nach einer eineinhalbstündigen Hetzjagd, gab Simpson schließlich auf und ließ sich festnehmen. Und dann begann ein Prozess, der ebenfalls unvergessen bleibt…
‘Der Prozess des Jahrhunderts’
O.J. Simpson (Cuba Gooding Jr. “Selma”) wurde wegen zweifachen vorsätzlichen Mordes angeklagt. Er bekannte sich in allen Anglagepunkten ’nicht schuldig’. Er engagierte eine ganze Armada von Verteidigern, die das Unmögliche möglich machen sollten. Zu Simpsons so genanntem ‘Dreamteam’ gehörten unter anderm sein guter Freund und Anwalt Robert Kardashian (David Schwimmer “The Iceman”), die renommierten Anwälte Robert Shapiro (John Travolta “Killing Season”) und F. Lee Bailey (Nathan Lane “Good Wife”) und als Hauptverteidiger fungierte Johnnie Cochran, der bereits viele afro-amerikanische Angeklagte erfolgreich vertreten hatte.
The People v. O.J. Simpson zeigt die Kuriosität dieses Falles mit gelungener Finesse. Es bestanden keine Zweifel an der Schuld des ehemaligen Footballspielers. Doch Staatsanwältin Marcia Clark (Sarah Paulson “12 Years a Slave”) hätte sich nicht auf die Indizien und Beweise verlassen dürfen, denn die Verteidigung verwandelt den Gerichtssaal in eine Bühne und schreckt vor keinem Mittel zurück, um Simpson zu entlasten. Vielmehr legt die Verteidigung es darauf an vom eigentlichen Fall abzulenken: Da die Beweis- und Indizienlage gegen ihren Mandanten erdrückend war, verfolgte die Verteidigung die Strategie alles was die Staatsanwaltschaft vorbrachte, mit Inbrunst anzuzweifeln. Außerdem stellte Cochran einen der Ermittler in diesem Fall als Rassisten bloß, was er gekonnt ausspielte und das Urteil der, vorwiegend schwarzen, Jury massiv beeinflußte.
Dieser ‘Prozess des Jahrhunderts’ wurde im Fernsehen übertragen, was den Druck für die Staatsanwaltschaft enorm erhöhte und der Verteidigung mit ihrem prominenten Mandaten einen Vorteil verschaffte. The People v. O.J. Simpson inszeniert all diese Absurditäten meisterhaft und prangert Sensationslust, das amerikanische Justizsystem, Rassismus und Sexismus auf verschiedenen Ebenen an. Cochran nutzt die herrschende Erzürnung über den Rodney King-Fall, um im Rahmen des Simpson-Verfahrens den institutionalisierten Rassismus in den USA zu stigmatisieren. Der Zuschauer ist über weite Teile ebenso zwiegespalten wie die Jury: Die Aufdeckung, dass ein am Fall beteiligter Polizist ein radikaler Rassist ist, wirft einen Schatten des Zweifels auf die Beweismittelsicherung. Allerdings entlastet es den Angeklagten in keiner Weise, da der Polizist trotz seiner perfiden Einstellung, Simpson kaum belastet haben kann.
Die Serie wird größtenteils aus der Sicht von Marcia Clark dargestellt. Sie ist alleinerziehende Mutter und damit beauftragt eine Verurteilung Simpsons zu erreichen. Der Medienrummel um den Prozess macht vor allem Marcia zu schaffen: Die Presse läßt keine Gelegenheit aus sie zu kritisieren — sie sei zu stoisch, unsympathisch, ihr Kleidungsstil ist nicht weiblich genug und ihre Frisur eine Katastrophe. Die täglichen Schlagzeilen der Klatschpresse gehen ihr sichtlich nahe und setzen sie zunehmd unter Druck.
Eine weitere Sichtweise zu der die Serie greift ist die von Robert Kardashian. Er ist Simpsons ergebener Freund und Weggefährte. Er ist sich der Unschuld seines Freundes sicher. Doch im Laufe der Zeit flammen auch in ihm Zweifel auf.
Fazit
The People v. O.J. Simpson ist eine faszinierende Serie, die es schafft einen der berüchtigsten Mordprozesse des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Die Kritik am US-amreikanischen Justizsystems ist durch die Tatsachen gegeben. Die Presse machte einen Mordprozess zu einer Reality-TV-Show, bei der nur die als Sieger hervorgehen, die das brisantere Schauspiel aufführen.
Cuba Gooding Jr. spielt sich als cholerischer Simpson die Seele aus dem Leib. Seine Performance ist, nicht zuletzt aufgrund der Vielseitigkeit der Serie, sehr facettenreich. In der Originalfassung kann der Zuschauer deutlich hören, dass Gooding Jr. seine Stimmfarbe derer von O.J. Simpson anpasst und ihr extrem nahe kommt. Besonders herausragend ist die Leistung von Sarah Paulson in der Rolle der Marcia Clark. Sie spielt die Mutter und Staatsanwältin, die der sexistischen Medienkritik ausgesetzt ist mit viel Gefühl und Überzeugungskraft. Clark ist nicht nur der Sympathie-Träger, sondern auch der Dreh- und Angelpunkt der Serie. Auch David Schwimmer — den allen “Friends”-Fans als Ross besser bekannt ist — porträtiert den Vater der späteren It-Girls, der ein anhaltendes Wechselbad der Gefühle durchlebt, eindrucksvoll.
The People v. O.J. Simpson ist eine äußerst gut inszenierte Serie, mit fantastischen Schauspielern, die es bewerkstelligt nervenzerreißend spannend zu sein, obwohl der Ausgang des Prozesses jedem bekannt sein dürfte.