Der kugelsichere Superheld ist zurück. Die zweite Staffel von Marvel’s Luke Cage ist seit dem 22. Juni 2018 bei Netflix verfügbar. Wie sich der unzerstörbare Held in seiner Fortsetzung schlägt, erfahrt Ihr hier.
Handlung:
Nachdem Luke Cage (Mike Colter) in der ersten Staffel seinen Namen reinwaschen konnte, genießt er im New Yorker Stadtteil Harlem nicht nur Superhelden — sondern auch Superstar-Status. Er ist bei den Menschen seines Heimatviertels eine wahre Ikone und wird als Harlems Beschützer gefeiert. Zudem ist er nach wie vor mit Marvels hauseigener Krankenschwester Claire Temple (Rosario Dawson) liiert.
Allerdings ist Luke noch immer von seinen Feinden umgeben: Nachdem die korrupte Stadträtin Mariah Dillard (Alfre Woodard) ihren Cousin und Gangsterboss Cottonmouth (Mahershala Ali) umbrachte, übernahm sie seine Geschäfte und die Kontrolle über den kultigen Nachtclub “Harlem’s Paradise”. Mit der Hilfe ihres Geliebten Hernan Alvarez alias Shades (Theo Rossi) hat Mariah den gesamten Stadtteil in ihrer Hand. Als der Jamaikaner Bushmaster (Mustafa Shakir) in Harlem eintrifft und Mariah vom Thron stoßen will, entfacht ein Krieg um Harlem. Luke Cage sieht sich gezwungen es mit dem neuen Gangster aufzunehmen und erlebt dabei das Unfassbare — Bushmaster verfügt über ähnliche Kräfte wie der Superheld. Lukes Fähigkeiten werden auf die Probe gestellt wie niemals zuvor…
Marvel’s Luke Cage — Unterbewertete Serie
Luke Cage ist nach Daredevil und Jessica Jones die dritte Marvel-Serie aus dem Hause Netflix. Bei vielen Zuschauern und Kritikern konnte Luke Cage nicht gänzlich überzeugen und gilt zusammen mit Iron Fist als eine der schwächeren Marvel-Serien. In Bezug auf die erste Staffel von Luke Cage ist dies nachvollziehbar. Denn anders als bei Daredevil ist die Geschichte um den kugelsicheren Helden weniger actiongeladen. Besonders die erste Staffel nimmt sich anfangs viel Zeit um seinen Protagonisten und die restlichen Figuren vorzustellen. Außerdem ist Cage in der ersten Staffel der einzige, der über Superkräfte verfügt und er hat es ausschließlich mit ‘altmodischen’ Gangstern zu tun.
Der ‘zähe’ Aufbau der ersten Staffel dient jedoch dazu die Handlung in dieser zweiten Staffel fortzuführen. So dienen die ersten dreizehn Folgen quasi als ausführliche Einleitung für die zweite Staffel. Bisher wurden die Handlungen der Marvel-Serien stets staffelweise abgeschlossen. Bei Luke Cage zieht sich der Haupthandlungsstrang erstmals durch zwei Staffeln — und das funktioniert. Auf diese Weise wird die Handlung vertieft und von vielen Gesichspunkten gezeigt. Außerdem bleibt viel Raum für die Figuren.
Luke Cage — Staffel 2: Großartige Nebenfiguren
Besonders in der zweiten Staffel erhalten die Charaktere viel Zeit zum Entfalten. So umgehen die Serienmacher auch eine bestimmte Schwachstelle: Luke Cage ist unbezwingbar und daher grundsätzlich nicht der spannendste Superheld. In der ersten Staffel haben die Bösewichte Munition entwickelt, die seine Haut durchdringen kann, um Spannung in die Kämpfe zu bringen. Jetzt legen die Macher den Fokus auf die Nebenfiguren, die ihre eigenen Geschichten erzählen und sich als vielschichtige und äußerst interessante Charaktere entpuppen.
Allen voran besticht vor allem Bushmaster als einer der besten Bösewichte in den Marvel-Serien überhaupt. Seine Figur ist extrem nuanciert geschrieben. Er hat eine persönliche Rechnung mit Mariah offen und setzt alles daran ihr die Herrschaft über Harlem zu entreißen. Das klingt nach einem sehr gängigem Sachverhalt, allerdings wird die Figur sukzessiv entblättert und erhält viele Facetten. Außerdem kann er es körperlich mit Luke Cage aufnehmen und bringt somit den nötigen Schwung in den Plot. Shakirs Performance des jamaikanischen Schurken ist wirklich erstklassig.
Ähnlich verhält es sich mit Mariah Dillard. Auch von ihr bekommt der Zuschauer immer mehr zu Gesicht und dringt tiefer in ihre Psyche ein. Sie geht wortwörtlich über Leichen um ihren Titel zu verteidigen, doch andererseits wird sie von ihrer traumatischen Vergangenheit geplagt, was sie zwischenzeitlich auch zerbrechlich wirken lässt. Alfre Woodard spielt den weiblichen Gangsterboss sehr authentisch und überzeugend. Eine weitere Figur, die eine spannende Entwicklung durchlebt ist Shades. Während er in der ersten Staffel noch ein aalglatter und kompromissloser Handlanger war, ist er inzwischen in der Hierarchie aufgestiegen und deutlcih reflektierter als zuvor. Diese ambivalente Darstellung der Schurken zieht sich durch die gesamte Staffel und ist für den Zuschauer äußerst aufregend zu verfolgen. Die Grenze zwischen Gut und Böse ist fließend. Das betrifft auch Luke Cage, der seine Methoden überdenken muss, um das Beste für Harlem zu tun — das kulminiert in einem fantastischen Finale.
Fazit:
Luke Cage ist eine Serie, die von Anfang an viel richtig gemacht hat. Am bestechendsten ist die unglaubliche Atmosphäre, die die Serie etabliert. Die Kulisse von Harlem mit der dazugehörigen afro-amerikanischen Kultur liefert ein fabelhaftes Setting, das authentischer nicht sein könnte. Unterstützt wird diese Atmosphäre durch die Auftritte berühmter Musiker wie Jadakiss, Ghostface Killah oder Faith Evans, um nur einige zu nennen. Hip-Hop, Rap, R&B, Motown, Jazz und Reggae werden perfekt eingesetzt um die Handlung zu untermalen und machen Luke Cage damit zu der atmosphärisch stimmgsten Marvel-Serie überhaupt.
Außerdem wertet die komplexe und ausgedehnte Handlung nicht nur rückwirkend die erste Staffel auf, sondern produziert damit die stärkste zweite Staffel aller Marvel-Serien. Die zweite Staffel überzeugt mit der ausgefeilten und vielfältigen Story und den interessanten Figuren, zu denen auch die kurzen Auftritte von Reg E. Cathy (“The Wire”) als Lukes Vater oder die Cameos von Danny Rand alias Iron Fist und Colleen Wing gehören. Auch Polizistin Misty Knight, die sich nach den Ereignissen von “The Defenders” neuen physischen Hürden stellen muss, durchlebt eine spannende Entwicklung.
Die zweite Staffel von Marvel’s Luke Cage macht durch ihre Spannung, Qualität und ihre hervorstechenden und nachvollziehbaren Figuren Lust auf mehr. Hier sei noch erwähnt, dass es empfehlenswert ist Luke Cage in der Originalfassung zu sehen, da der Slang und auch der spezifische Dialekt der Jamaikaner ungemein zur Atmosphäre beitragen.
Die gesamte zweite Staffel von Marvel’s Luke Cage ist bei Netflix verfügbar!