Christina Applegate, u.a. bekannt als “Dumpfbacke” aus “Eine schrecklich nette Familie”, kehrt in der Netflix-Serie Dead to Me auf die Fernsehbildschirme zurück. Ob die Serie was taugt, erfahrt Ihr hier.
Handlung:
Jen (Christina Applegate, “Bad Moms 2″) ist Immobilien-Maklerin, lebt mit ihren zwei Söhnen im kalifornischen Laguna Beach und ist seit kurzem Witwe. Die äußerst sarkastische und leicht kontrollsüchtige Frau ist davon besessen den Tod ihres Mannes aufzuklären, denn dieser starb durch einen Autounfall mit Fahrerflucht.
Bei einem Treffen einer Selbsthilfe- bzw. Trauergruppe lernt Jen Judy (Linda Cardellini “Green Book”) kennen. Judy ist das komplette Gegenteil von Jen: Sie ist ein lebensfroher Freigeist. Trotz ihrer eigenen Trauer versucht Judy stets optimistisch zu bleiben. Ungeachtet ihrer Unterschiede — toughe Business-Frau vs. Hippie — freunden sich die beiden Frauen allmählich an. Denn zumindest ihre Liebe zu einem guten Wein und einigen Fernsehshows können sie teilen. Doch Judy ist möglicherweise nicht die die sie vorgibt zu sein…
Dead to Me — Traurig oder lustig?
Die Serie handelt von Witwen und demnach vordergründig von Trauerbewältigung. Somit geht man zunächst davon aus, dass es sich um schweren Stoff handelt, also ein klassiches Drama. Doch an Dead to Me ist nichts klassisch — und zwar im positiven Sinn. Jen trauert um ihren verstorbenen Mann und setzt alles daran den Fahrer des Wagens ausfindig zu machen, der ihren Mann tötete. Denn aus ihrer Sicht hat die Polizei herzlich wenig getan, um die fahrerflüchtigen Person dingfest zu machen. Jen ist wütend, verzweifelt und hat zwei Söhne, die logischerweise mit ihrer eigenen Trauer zu kämpfen haben. Dementsprechend liefert die Serie viele emotionale Augenblicke, die den Zuschauer berühren.
Doch das ist nur ein Teil von Dead to Me. Hinter der Trauer geht es um die beiden Frauen, die vermeintlich im gleichen Boot sitzen. Im Laufe der Zeit wird der Zuschauer Zeuge von der zunehmend skurriler werdenden Situation. Denn Judy trägt einige dunkle Geheimnisse mit sich herum, von denen Jen nichts ahnt. Die wachsende Freundschaft der beiden Frauen ist vor allem deshalb so sehenswert, weil Jen in Judys Gegenwart nicht auf gesellschaftliche Konventionen achten muss.Jen lässt ihren Gefühlen, besonders ihrem Zorn, freien Lauf, was sich in wütenden und schwarzhumorigen Monologen äußert.
Insgesamt ist Dead to Me gleichermaßen traurig und lustig. Christina Applegate kategorisiert die Serie als ‘Traumedy’, was sehr zutreffend ist. Die traurigen Momente werden sehr häufig mit herrlich bissigem Humor gebrochen, jedoch ohne dabei die Trauer zu entwerten. Das ist ein regelrechter Drahtseilakt, der weitesgehend gut funktioniert. Gelegentlich gerät die Serie zwischen Trauer und Komik etwas aus dem Gleichgewicht. Doch alles in allem gelingt es Macherin Liz Feldman (“2 Broke Girls”) diese Gegensätze verschmelzen zu lassen. Darüber hinaus wird auch an Spannung nicht gespart. Der Plot ist nicht nur emotional und unterhaltend, sondern auch fesselnd und spätestens die Cliffhanger stellen das Weiterschauen sicher.
Dead to Me — Die leading ladies
Neben der Spannung und dem Unterhaltungsfaktor ist Dead to Me aufgrund der beiden Hauptdarstellerinnen eine gelungene Serie. Christina Applegate ist als dickköpfige und zänkische Witwe mit Aggressionsproblemen absolut authentisch. Ihre Wutausbrüche, die stets eine unglaubliche Dichte an Schimpfwörtern beinhalten, sind jedes Mal ein Highlight. Aber auch Jens tief traurige und verzweifelte Momente stellt Applegate extrem überzeugend dar.
Jens bzw. Applegates Gegenpart ist Linda Cardellini als Judy. Die von düsteren Geheimnissen und Trauer geplagte aber lebensbejahende Judy wird von Cardellini mit Liebreiz gespielt. Judy ist mit ihrer positiven und niedlichen Art direkt ein Sympathie-Träger. Sie will für Jen eine gute Freundin sein, doch kämpft mit ihren eigenen Problemen, wodurch ihre Weste nicht weiß bleibt. Um diese Ambivalenz darzustellen ist Cardellini genau die Richtige. Sie porträtiert Judy unwahrscheinlich glaubhaft. Das Zusammenspiel von Applegate und Cardellini funktioniert auf der ganzen Linie.
Fazit:
Dead to Me ist eine unterhaltende Serie, die ihren Spannungsbogen derart hochhält, dass sie wahres Suchtpotenzial hat. Zwar sind nicht alle Twists total unvorhersehbar, allerdings werden sie gut verpackt und aufregend weiterentwickelt. Zumal die Traumedy-Serie mit zehn Folgen à 30 Minuten eine optimale Dauer hat und keinerlei Längen entstehen.
Außerdem ist der schwarze Humor eine weitere fantastische Eigenschaft von Dead to Me. Aus diesem Grund sollte die Sendung möglichst im Original, gegebenenfalls mit Untertiteln, angesehen werden, da ansonsten viel von dem wunderbar fiesen Humor verloren geht. Dead to Me berührt aber macht trotzdem Spass und zeichnet sich durch hervrorragende schauspielerische Leistungen aus. Kaum verwunderlich also, dass eine zweite Staffel bereits bestellt wurde.
Dead to Me ist bei Netflix verfügbar!