Das Drama Wunder startet am 25. Januar 2018 in den deutschen Kinos. Ob der Film seinem Titel gerecht wird erfahrt Ihr im Folgenden.
Handlung:
Wunder handelt von dem zehnjährigen August “Auggie” Pullman (Jacob Tremblay): Er ist ein aufgeweckter, humorvoller und warmherziger kleiner Junge, der eine liebevolle Beziehung zu seinen Eltern Isabel und Nate (Julia Roberts und Owen Wilson) und seiner Schwester Via (Izabela Vidovic) hat. Trotzdem ist Auggie ein Außenseiter, denn aufgrund eines Gendefekts ist sein Gesicht entstellt. Bisher wurde er zuhause von seiner Mutter unterrichtet und war somit von der Außenwelt mehr oder weniger abgeschnitten.
Am liebsten versteckt er sein ungewöhnliches Gesicht unter einem Astronautenhelm, doch nun soll er eine reguläre Schulklasse besuchen. Nach anfänglicher Scheu nimmt Auggie all seinen Mut zusammen und beschließt, sich den Abenteuern zu stellen, die das Leben für einen so außergewöhnlichen Jungen wie ihn bereithält…
Der Schulhof ist ein hartes Pflaster
Wunder basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Raquel J. Palacio aus dem Jahr 2012. Im Zentrum steht ein Junge mit einem entstellten Gesicht, der sich nicht länger verstecken kann, sondern den Alltag der fünften Klasse überstehen muss. Von Mitschülern gemobbt zu werden gehört leider oft zum Schulalltag dazu. Auggie befürchtet von seinen Mitschülern, aufgrund der Tatsache dass er “anders” aussieht, nicht akzeptiert zu werden.
Wie erwartet stößt Auggie am Anfang seines Schullebens auf Ablehnung, Spott und Zurückweisung. Die Schüler der fünften Klasse machen es ihm nicht leicht Anschluss zu finden. Im Laufe der Zeit versuchen jedoch manche Kinder auf Auggie zuzugehen. Doch Auggie fällt es schwer zu erkennen, wer wirklich an einer Freundschaft mit ihm interessiert ist und wer ihn täuschen will, um ihn letztendlich doch zu verspotten. Zu seiner Nemesis wird der aus wohlhabender und einflussreicher Familie stammende Julian (Bryce Gheisar), der keine Gelegenheit auslässt, um Auggie das Leben zu erschweren.
Doch Drehbuchautor und Regisseur Stephen Chbosky belässt es nicht bei dieser eindimensionalen Betrachtungsweise. Auggie wird zwar gemobbt, aber es wird gekonnt gezeigt, dass diese vermeintlich “fiesen” Kinder ebenfalls ihre Last zu tragen haben. Somit sind diese Kinder nicht grundsätzlich böse, sondern kompensieren durch das Mobbing ihre eigenen emotionalen Probleme. So werden die vielschichtigen Persönlichkeiten von Kindern gefühlvoll in Szene gesetzt.
Verschiedene Blickwinkel
Wie in der Romanvorlage wird die Geschichte von Wunder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Diese Vorgehensweise erweitert das Facettenreichtum der Figuren und stärkt zudem die Bindung zwischen dem Zuschauer und den Charakteren.
Zu Beginn des Films ist Auggie der Erzähler. Mehrmals wird jedoch der Blickwinkel geändert und so wird die Geschichte beispielsweise auch aus der Sicht von Via, Auggies Schwester, erzählt. Via liebt ihren Bruder, aber dadurch, dass Auggie aufgrund seiner Erkrankung deutlich mehr Fürsorge der Eltern benötigt, steht sie oft allein da. Auch wenn Via oft zurückstecken musste, trübt es jedoch die Beziehung zu ihrem Bruder nicht. Sie verfügt über eine außerordentliche Herzlichkeit, die Darstellerin Izabela Vidovic gekonnt auf die Leinwand bringt.
Auch aus der Perspektve von Auggies neuem Freund Jack (Noah Jupe) wird der Film zeitweilen erzählt. Durch die verschiedenen Blickwinkel ist es dem Zuschauer möglich sich mit jeder Figur zu identifizieren und das große Ganze in unterschiedlichen Zusammenhängen nachzuvollziehen.
Balsam für die Seele
Wunder besticht vor allem durch die herzerwärmende Geschichte. Die Botschaft des Films ist vordergründig Nächstenliebe: An vielen Stellen wird aufgezeigt, dass es den Menschen im Allgemeinen besser gehen würde, wenn sie sich gegenseitig besser behandeln würden. Am treffendsten drückt es der Schulleiter Mr. Tushman (Mandy Patinkin) aus: “Wenn jede einzelne Person in diesem Raum es sich zur Regel machen würde (…) zu versuchen sich etwas freundlicher zu verhalten, als es notwendig ist, würde die Welt zu einem besseren Ort werden.”
Außerdem geht es um Freundschaften, Mut und Selbstvertrauen. Auggie fällt es nicht leicht Freunde zu finden. Seine Klassenkameraden blicken nicht sofort hinter die Fassade, sondern urteilen aufgrund seines Aussehens — und genau das zeigt der Film auf unterschiedliche und raffinierte Arten. Denn viele Menschen urteilen viel zu schnell ohne sich die Mühe zu machen eine Person wirklich kennenzulernen. Die verschiedenen Blickwinkel unterstützen diese Tatsache: So hegt der Zuschauer Groll gegen gewisse Figuren, bis sich die Perspektive ändert und die Beweggründe jener Figuren offengelegt werden — jede Geschichte hat eben zwei Seiten.
Die herzerwärmende Geschichte von Auggie Pullman wird mit viel Liebe zum Detail und äußerst facettenreich dargestellt. Größententeils wird die Story authentisch und mit einer gewissen Leichtigkeit dargelegt. Deshalb ist es schade, dass der Film gegen Ende doch recht stark auf die Tränendrüse drückt. Die Story ist bereits gefühlsbetont genug, wodurch diese kitschigen Elemente unnötig sind.
Fazit:
Wunder ist ein absolutes Wohlfühl-Drama für die ganze Familie. Die verschiedenen Blickwinkel schaffen einen erfrischenden und umfassenden Erzählfluss. Der emotionalen Story wird durch die fantastische Besetzung Leben eingehaucht: Jacob Tremblay ist nach seiner starken Performance in “Raum” auch hier wieder in Hochform. Owen Wilson und die stets bezaubernde Julia Roberts porträtieren Auggies Eltern mit viel Hingabe und außerdem stimmt zwischen ihnen die Chemie. Izabela Vidovic überzeugt als vernachlässigte Tochter und liebevolle Schwester. Wunder ist ein absolutes Muss für Freunde von feinfühligen Dramen.
Wunder startet am 25. Januar 2018 in den deutschen Kinos!