Film­kri­tik: Wunder

Das Dra­ma Wun­der star­tet am 25. Janu­ar 2018 in den deut­schen Kinos. Ob der Film sei­nem Titel gerecht wird erfahrt Ihr im Folgenden.

Nate (Owen Wil­son), Aug­gie (Jacob Trem­b­lay), Via (Iza­be­la Vido­vic) und Isa­bel Pull­man (Julia Roberts).
© 2017 STUDIOCANAL GmbH

Hand­lung:

Wun­der han­delt von dem zehn­jäh­ri­gen August “Aug­gie” Pull­man (Jacob Trem­b­lay): Er ist ein auf­ge­weck­ter, humor­vol­ler und warm­her­zi­ger klei­ner Jun­ge, der eine lie­be­vol­le Bezie­hung zu sei­nen Eltern Isa­bel und Nate (Julia Roberts und Owen Wil­son) und sei­ner Schwes­ter Via (Iza­be­la Vido­vic) hat. Trotz­dem ist Aug­gie ein Außen­sei­ter, denn auf­grund eines Gen­de­fekts ist sein Gesicht ent­stellt. Bis­her wur­de er zuhau­se von sei­ner Mut­ter unter­rich­tet und war somit von der Außen­welt mehr oder weni­ger abgeschnitten. 

Am liebs­ten ver­steckt er sein unge­wöhn­li­ches Gesicht unter einem Astro­nau­ten­helm, doch nun soll er eine regu­lä­re Schul­klas­se besu­chen. Nach anfäng­li­cher Scheu nimmt Aug­gie all sei­nen Mut zusam­men und beschließt, sich den Aben­teu­ern zu stel­len, die das Leben für einen so außer­ge­wöhn­li­chen Jun­gen wie ihn bereithält… 

Der Schul­hof ist ein har­tes Pflaster

Wun­der basiert auf dem gleich­na­mi­gen Best­sel­ler von Raquel J. Pala­cio aus dem Jahr 2012. Im Zen­trum steht ein Jun­ge mit einem ent­stell­ten Gesicht, der sich nicht län­ger ver­ste­cken kann, son­dern den All­tag der fünf­ten Klas­se über­ste­hen muss. Von Mit­schü­lern gemobbt zu wer­den gehört lei­der oft zum Schul­all­tag dazu. Aug­gie befürch­tet von sei­nen Mit­schü­lern, auf­grund der Tat­sa­che dass er “anders” aus­sieht, nicht akzep­tiert zu werden. 

Wie erwar­tet stößt Aug­gie am Anfang sei­nes Schul­le­bens auf Ableh­nung, Spott und Zurück­wei­sung. Die Schü­ler der fünf­ten Klas­se machen es ihm nicht leicht Anschluss zu fin­den. Im Lau­fe der Zeit ver­su­chen jedoch man­che Kin­der auf Aug­gie zuzu­ge­hen. Doch Aug­gie fällt es schwer zu erken­nen, wer wirk­lich an einer Freund­schaft mit ihm inter­es­siert ist und wer ihn täu­schen will, um ihn letzt­end­lich doch zu ver­spot­ten. Zu sei­ner Neme­sis wird der aus wohl­ha­ben­der und ein­fluss­rei­cher Fami­lie stam­men­de Juli­an (Bryce Gheisar), der kei­ne Gele­gen­heit aus­lässt, um Aug­gie das Leben zu erschweren.

© 2017 STUDIOCANAL GmbH

Doch Dreh­buch­au­tor und Regis­seur Ste­phen Chbos­ky belässt es nicht bei die­ser ein­di­men­sio­na­len Betrach­tungs­wei­se. Aug­gie wird zwar gemobbt, aber es wird gekonnt gezeigt, dass die­se ver­meint­lich “fie­sen” Kin­der eben­falls ihre Last zu tra­gen haben. Somit sind die­se Kin­der nicht grund­sätz­lich böse, son­dern kom­pen­sie­ren durch das Mob­bing ihre eige­nen emo­tio­na­len Pro­ble­me. So wer­den die viel­schich­ti­gen Per­sön­lich­kei­ten von Kin­dern gefühl­voll in Sze­ne gesetzt. 

Ver­schie­de­ne Blickwinkel

Wie in der Roman­vor­la­ge wird die Geschich­te von Wun­der aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven erzählt. Die­se Vor­ge­hens­wei­se erwei­tert das Facet­ten­reich­tum der Figu­ren und stärkt zudem die Bin­dung zwi­schen dem Zuschau­er und den Charakteren. 

Aug­gie mit sei­nen neu­en Klas­sen­ka­me­ra­den.
© 2017 STUDIOCANAL GmbH

Zu Beginn des Films ist Aug­gie der Erzäh­ler. Mehr­mals wird jedoch der Blick­win­kel geän­dert und so wird die Geschich­te bei­spiels­wei­se auch aus der Sicht von Via, Aug­gies Schwes­ter, erzählt. Via liebt ihren Bru­der, aber dadurch, dass Aug­gie auf­grund sei­ner Erkran­kung deut­lich mehr Für­sor­ge der Eltern benö­tigt, steht sie oft allein da. Auch wenn Via oft zurück­ste­cken muss­te, trübt es jedoch die Bezie­hung zu ihrem Bru­der nicht. Sie ver­fügt über eine außer­or­dent­li­che Herz­lich­keit, die Dar­stel­le­rin Iza­be­la Vido­vic gekonnt auf die Lein­wand bringt.

Auch aus der Per­spekt­ve von Aug­gies neu­em Freund Jack (Noah Jupe) wird der Film zeit­wei­len erzählt. Durch die ver­schie­de­nen Blick­win­kel ist es dem Zuschau­er mög­lich sich mit jeder Figur zu iden­ti­fi­zie­ren und das gro­ße Gan­ze in unter­schied­li­chen Zusam­men­hän­gen nachzuvollziehen.

In sei­ner Vor­stel­lung wird Aug­gie von sei­nen Mit­schü­lern gefei­ert.
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Bal­sam für die Seele

Wun­der besticht vor allem durch die herz­er­wär­men­de Geschich­te. Die Bot­schaft des Films ist vor­der­grün­dig Nächs­ten­lie­be: An vie­len Stel­len wird auf­ge­zeigt, dass es den Men­schen im All­ge­mei­nen bes­ser gehen wür­de, wenn sie sich gegen­sei­tig bes­ser behan­deln wür­den. Am tref­fends­ten drückt es der Schul­lei­ter Mr. Tush­man (Man­dy Patin­kin) aus: “Wenn jede ein­zel­ne Per­son in die­sem Raum es sich zur Regel machen wür­de (…) zu ver­su­chen sich etwas freund­li­cher zu ver­hal­ten, als es not­wen­dig ist, wür­de die Welt zu einem bes­se­ren Ort werden.”

Außer­dem geht es um Freund­schaf­ten, Mut und Selbst­ver­trau­en. Aug­gie fällt es nicht leicht Freun­de zu fin­den. Sei­ne Klas­sen­ka­me­ra­den bli­cken nicht sofort hin­ter die Fas­sa­de, son­dern urtei­len auf­grund sei­nes Aus­se­hens — und genau das zeigt der Film auf unter­schied­li­che und raf­fi­nier­te Arten. Denn vie­le Men­schen urtei­len viel zu schnell ohne sich die Mühe zu machen eine Per­son wirk­lich ken­nen­zu­ler­nen. Die ver­schie­de­nen Blick­win­kel unter­stüt­zen die­se Tat­sa­che: So hegt der Zuschau­er Groll gegen gewis­se Figu­ren, bis sich die Per­spek­ti­ve ändert und die Beweg­grün­de jener Figu­ren offen­ge­legt wer­den — jede Geschich­te hat eben zwei Seiten. 

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Die herz­er­wär­men­de Geschich­te von Aug­gie Pull­man wird mit viel Lie­be zum Detail und äußerst facet­ten­reich dar­ge­stellt. Grö­ßen­ten­teils wird die Sto­ry authen­tisch und mit einer gewis­sen Leich­tig­keit dar­ge­legt. Des­halb ist es scha­de, dass der Film gegen Ende doch recht stark auf die Trä­nen­drü­se drückt. Die Sto­ry ist bereits gefühls­be­tont genug, wodurch die­se kit­schi­gen Ele­men­te unnö­tig sind.

Fazit:

Wun­der ist ein abso­lu­tes Wohlfühl-Drama für die gan­ze Fami­lie. Die ver­schie­de­nen Blick­win­kel schaf­fen einen erfri­schen­den und umfas­sen­den Erzähl­fluss. Der emo­tio­na­len Sto­ry wird durch die fan­tas­ti­sche Beset­zung Leben ein­ge­haucht: Jacob Trem­b­lay ist nach sei­ner star­ken Per­for­mance in “Raum” auch hier wie­der in Hoch­form. Owen Wil­son und die stets bezau­bern­de Julia Roberts por­trä­tie­ren Aug­gies Eltern mit viel Hin­ga­be und außer­dem stimmt zwi­schen ihnen die Che­mie. Iza­be­la Vido­vic über­zeugt als ver­nach­läs­sig­te Toch­ter und lie­be­vol­le Schwes­ter. Wun­der ist ein abso­lu­tes Muss für Freun­de von fein­füh­li­gen Dramen. 

Wun­der star­tet am 25. Janu­ar 2018 in den deut­schen Kinos!

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