The Favourite — Intrigen und Irrsinn startet am 24. Januar 2019 in den deutschen Kinos. Auf historischen Begebenheiten basierend, erzählt Regisseur Yorgos Lanthimos die absurde Geschichte rund um Queen Anne. Ob sich ein Kinobesuch lohnt, erfahrt Ihr hier.
Handlung:
Der englische Königshof im frühen 18. Jahrhundert: Die gebrechliche Königin Anne (Olivia Colman) sitzt zwar auf dem Thron, doch ihre enge Freundin Lady Sarah (Rachel Weisz) regiert das Land an ihrer Stelle. Zusätzlich kümmert sie sich um Annes Gesundheit und ihre sprunghaften Launen. Als Sarahs junge Cousine Abigail (Emma Stone) ihre Stelle als Dienstmädchen antritt, schmeichelt sie sich schnell bei Sarah ein. Sarah nimmt ihre Vetterin unter ihre Fittiche und Abigail sieht ihre Chance, zu aristokratischen Wurzeln zurückzukehren. Denn bevor ihr Vater sie zwecks Bezahlung von Spielschulden verkaufte, besaß Abigail einen Adelstitel.
Als die politischen Auseinandersetzungen Sarah zeitlich immer mehr in Anspruch nehmen, nimmt Abigail ihren Platz ein und fungiert fortan als Vertraute der Königin. Die aufkeimende Freundschaft gibt Abigail nun die Möglichkeit, ihre Ziele zu verwirklichen. Und sie wird nicht zulassen, dass eine Frau, ein Mann oder Politik sich ihr in den Weg stellen …
The Favourite — Das etwas andere Historiendrama
Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos (“Dogtooth”, “The Killing of a Scared Deer”) ist dafür bekannt in seinen Filmen das Alltägliche auf absurde und groteske Weise darzustellen. Das gelingt ihm durch das Hinzufügen einer neuen Perspektive, die die Dinge erschreckend absonderlich erscheinen lässt. Mit The Favourite wagt sich der Filmemacher erstmalig an einen Historienfilm. Was ihm dabei entgegenkommt, ist die Tatsache, dass der historische Stoff, auf dem der Film (grob) basiert, bereits skurril genug ist.
Trotzdem gelingt es Lanthimos, die Absurdität der monarchischen Dekadenz inszenatorisch passgenau zu unterstreichen: Sei es die ungezügelte Völlerei, die regelmäßig ausgefochtenen Entenrennen, bis hin zu den luxuriösen Kostümen und Gemächern. Mit einem unbestechlichen Auge schafft er es die teilweise lächerlichen Aktivitäten des königlichen Hofes, je nach Situation, entweder gewollt humoristisch oder für den Zuschauer nachvollziehbar zu inszenieren.
Außerdem lässt er Kameramann Robbie Ryan (“The Meyerowitz Stories”) einige Bilder mit Weitwinkel- und Fischaugenobjektiven einfangen. Dadurch wirkt die edle Residenz mit ihren prunkvollen Zimmern, Fluren und Geheimgängen beinah endlos. Diese Einstellungen wirken im Gegensatz zur barocken Requisite äußerst modern — eine fabelhafte Verschmelzung. Das Moderne wird wiederum in Szenen gebrochen, in denen statt künstlicher Beleuchtung lediglich Kerzenschein zum Einsatz kommt. Lanthimos hat mit The Favourite ein optisch abwechslungsreiches Meisterwerk geschaffen. Doch nicht nur in Sachen Optik ist der Film gelungen.
The Favourite — Drei fabelhafte Leading Ladies
Ein Film, der am königlichen Hof spielt und von Intrigen durchzogen ist, ist sicherlich nicht Neues. Allerdings ist es Lanthimos spezielle Herangehensweise, die The Favourite besonders macht. Er benutzt eine gehörige Portion Humor, um die unterschwelligen Abgründe zunächst zu cachieren. Der Zuschauer erfreut sich zu Beginn vor allem an den grandiosen, schwarzhumorigen Dialogen. Doch nach und nach werden immer mehr Schichten freigelegt, die die Komik in Sadismus umkehren.
Zudem ist auch der Zuschauer Teil der Heimtücke. Denn anfangs sympathisiert das Publikum mit Abigail (Emma Stone “La La Land”), doch dies kann sich zu einem späteren Zeitpunkt durchaus ändern. Das ist eben die Genialität des Films. Die drei Protagonistinnen sind äußerst vielschichtig und sind nicht transparent, wie zunächst gedacht. Rachel Weisz spielt Sarah, die Vertraute der Königin, ebenso tough wie verletzlich. Sie ist die engste Bezugsperson der Regentin und begegnet ihr sowohl mit Zärtlichkeit als auch mit brutaler Ehrlichkeit. Weisz porträtiert die starke Strippenzieherin unwahrscheinlich nuanciert. Das perfekte Gegenstück stellt Abigail bzw. Emma Stone dar. Stone spielt die intelligente, vermeintlich unschuldige Abigail derart authentisch, dass der Zuschauer ihr vorläufig ausgeliefert ist. Außerdem spielen Stone und Weisz die Rivalität ihrer Figuren dermaßen glaubhaft, dass man die steigende Anspannung zwischen ihnen beinahe anfassen kann.
Olivia Colman ist schauspielerisch das Herzstück des Films. Ihre Darstellung der weinerlichen und von Gicht geplagten Königin wurde völlig zurecht mit einem Golden Globe belohnt. Anne verhält sich einstweilen wie ein bockiges Kind, das sich schreiend auf den Boden wirft, weil es ein ‘Nein’ nicht akzeptieren kann. Zudem erscheint sie oft hilflos, weshalb sie sich von Sarah beraten lässt. Doch zwischendurch flammt das Antlitz einer Monarchin auf, die ihr Land führen will — nur um dann in Depressionen abzugleiten. Alle drei Leading Ladies, insbesondere Colman, müssen eine unfassbare Bandbreite an Emotionen darstellen — und das tun sie gekonnt.
Fazit:
The Favourite ist ein meisterhafter Film, der sowohl auf inhaltlicher, als auch auf visueller Ebene überzeugt. Die spannende Story wird von den erstklassigen Schauspielern makellos dargestellt. Mit jeder Menge Dynamik und Humor wird der Zuschauer vollends in die Abgründe des königlichen Hofs des 18. Jahrhunderts gezogen. The Favourite ist viel mehr als ein gewöhnlicher Kostümfilm. Ein Kinobesuch lohnt sich!
The Favourite — Intrigen und Irrsinn startet am 24. Januar 2019 in den deutschen Kinos!