Table 19 ist eine Hochzeitskomödie, die am 17. August 2017 in den deutschen Kinos startet. Ob man dem Film das Jawort geben oder aber die Zeremonie sausen lassen sollte, erfahrt Ihr im Folgenden.
Handlung:
So eine Hochzeitseinladung sorgt nicht unbedingt für ausgelassene Stimmung: Eloise McGarry (Anna Kendrick “Pitch Perfect”) sollte eigentlich die Brautjungfer ihrer ältesten Freundin Francie (Rya Meyers) sein. Dann aber trennt sich ihr Freund Teddy (Wyatt Russell “22 Jump Street”), der Bruder der Braut, per SMS von ihr. Somit hat sich Eloise Einsatz als Brautjungfer erledigt. Trotzdem entscheidet sie sich erhobenen Hauptes zur Hochzeit zu gehen und wird dann an einem Tisch in der hintersten Ecke des Saals platziert — in der Nähe der Toiletten.
Dort sitzt sie mit der Crème de la Crème der entbehrlichen Gäste: Mit dem zerstrittenen Ehepaar Jerry und Bina Kepp (Craig Robinson und Lisa Kudrow), dem vorübergehend entlassenen Häftling Walter (Stephen Merchant “Logan”), der pensionierten Nanny Jo (June Squibb “Nebraska”) und dem hormongesteuerten Teenager Renzo (Tony Revolori “Spider-Man: Homecoming”). Im Laufe der Hochzeitsfeier werden die Geheimnisse von jedem Gast an Tisch 19 enthüllt, und Eloise lernt einiges über die anderen — und über sich. Die Platzierung an dem Verlierer-Tisch schweißt die ungleichen Gäste zusammen und lässt neue Freundschaften entstehen…
Fisch oder Fleisch — Komödie oder Drama?
Das Drehbuch zum Film ist mehr oder minder ein Gemeinschaftswerk von Jay und Mark Duplass und Jeffrey Blitz. Eigentlich sollten die Duplass-Brüder auch die Regie übernehmen. Einige Jahre später wurde der Platz auf dem Regiestuhl jedoch an Blitz vergeben. Zwischen der Übernahme des Projekts von Blitz und dem Drehbeginn lagen vier Jahre. Die schleppende Entstehungsgeschichte zeichnet sich letzlich auch im Film ab. Table 19 wechselt in rapidem Tempo zwischen sehr ernsten Augenblicken und purer Slapstick. Jedes Mal wenn die Charaktere sich in tiefgründigen Momenten von Selbsterkenntnis oder Trauer befinden, wird die melancholische Stimmung rasch mit einem One-Liner oder eben Slapstick beinah brachial aufgelockert.
Dementsprechend kann bei Table 19 weder von einer reinen Komödie, noch von einem echten Drama die Rede sein. Um eine traditionelle Komödie zu sein ist der Grundton des Film viel zu schwermütig. Jede einzelne der Figuren hat ein düstere Seite bzw. eine tragische Geschichte, die jedoch jeweils nur kurz zum Vorschein kommt, um dann von Albernheit abgelöst zu werden. Die Komik und die Tragik des Films wird gegenseitig von dem jeweils anderen Element unterbrochen, so dass es zu einer unausgewogenen Mischung aus beidem führt. Aufgrund der fehlenden Balance zwischen Comedy und Drama wirkt der Film durchgehend unentschlossen.
Es scheint als hätten die Macher eigentlich ein Drama im Sinn gehabt, doch kurzerhand die Gleise gewechselt um eine Komödie daraus zu machen. Das würde die zumindest die teilweise unbeholfenen Gags, die anscheinend nach dem Gießkannenprinzip eingebaut wurden erklären — denn wenn eine der Figuren in einem ernsten Moment zum zehnten Mal stolpert oder ausrutscht, kommt es wenn überhaupt nur zu verhaltenen Lachern.
Table 19 — Trotzdem sehenswert?
In einem Wort: Ja. Neben der zwar zeitweise übertriebenen und albernen Slapstick liefert der Film auch grandiose komische Elemente, sei es ein herrlicher Running-Gag oder clevere One-Liner. Zudem sind die Gäste von Tisch 19 interessante und gelungene Figuren, die von ihren Darstellern authentisch zum Leben erweckt werden: Die emotionale, verbitterte aber trotzdem toughe Eloise, die entschlossen ist die Veranstaltung mit Würde zu überstehen; die an Lebenserfahrung reiche aber einsame Nanny Jo, die sich schnell zur ‘Mutter’ der Gruppe entwickelt; das Kepp-Ehepaar, das sich offensichtlich in einer Krise befindet; der vor Hormonen übersprudelnde Teenie Renzo, der verzweifelt Zugang zum anderen Geschlecht sucht und zu guter letzt der zu gleichem Maße liebenswürdige und unheimliche Walter, der mit seiner schräger Art für die größten Lacher sorgt.
Die charmante und humorvolle Darstellung dieses gelungenen Ensembles bildet zweifellos das Rückgrat des Films. Die schauspielerischen Darbietungen insbesondere von Anna Kendrick und Stephen Merchant hauchen dem Film das nötige Leben und Charisma ein. Auch alteingesessene Friends-Fans kommen mit der gewohnt unterhaltsamen Performance von Lisa Kudrow auf ihre Kosten. Durch die erstklassige Besetzung, die sowohl die tragischen als auch die humoristischen Szenen meistert, schafft es der Film den Zuschauern zu unterhalten.
Fazit:
Table 19 — Liebe is fehl am Platz ist ein Film der durch seine Unentschlossenheit Schwierigkeiten hat die Balance zwischen Tragik und Komik zu halten. Dadurch wirken manche Gags oder melancholische Momente eben auch fehl am Platz. Die eingestreute Slapstick ist oftmals überzogen. Der Film beinhaltet andererseits auch raffiniertere humorvolle Szenen und Momente, die wiederum Freude beim Zuschauer auslösen. Sicherlich hätte Table 19 aber als Drama besser funktioniert. Doch auf die Komik wollte nicht verzichtet werden und so entsteht ein Film, bei dem der Zuschauer von dem häufigen Stimmungswechsel zeitweilen verwirrt sein kann.
Allerdings muss gesagt werden, dass Table 19 einige Überraschungen bereithält: Wer anfangs denkt, den Plot durchschaut zu haben, der wird falsch liegen. Für alle Gefühlsschwärmer ist natürlich auch eine gute Portion Romantik vorhanden, die auf angenehme Weise nicht entsetzlich kitschig wirkt, wie es in Hochzeitskomödien oft der Fall ist. Alles in allem ist Table 19, nicht zuletzt Dank der einnehmender Darsteller, ein unterhaltsamer Film, der den nötigen Feinheiten einer Tragikkomödie jedoch nicht ganz gerecht wird.
Table 19 — Liebe ist fehl am Platz startet am 17. August 2017 in den deutschen Kinos.