Film­kri­tik: Plötz­lich Papa

Omar Sy ist allen noch als sym­pa­thi­sche Pfle­ge­kraft namens Driss aus „Ziem­lich bes­te Freun­de“ bekannt. Sechs Jah­re nach dem Mega-Erfolg haben sich die Macher erneut zusam­men­ge­tan, um eine wei­te­re Tra­gi­ko­mö­die mit fran­zö­si­schem Charme zu kreieren.

Samu­el hat auf ein­mal eine Toch­ter. © TOBIS Film GmbH

Hand­lung:

Samu­el, gespielt von Omar Sy („Ziem­lich bes­te Freun­de”, „Juras­sic World“), ist ein wah­rer Lebe­mann: Er arbei­tet im para­die­si­schen Süd­frank­reich als Motor­boot­fah­rer. Er lebt in den Tag hin­ein, hat kei­ner­lei Ver­pflich­tun­gen, fei­ert Par­tys und ist ein abso­lu­ter Frau­en­held – und er genießt jede Sekun­de sei­nes unbe­schwer­ten Daseins. Doch Samu­els sor­gen­frei­es Leben soll sich schon bald von Grund auf ändern. Eines Tages stat­tet Kris­tin, ein frü­he­res One-Night-Stand, Samu­el einen Besuch ab. Kris­tin (Clémence Poésy „Brüg­ge sehen… und ster­ben?“, „127 Hours“) trägt ein Säug­ling auf dem Arm und eröff­net dem völ­lig per­ple­xen Samu­el, dass es sei­ne Toch­ter ist. Bevor Samu­el ange­mes­sen auf die­se Nach­richt reagie­ren kann, ist Kris­tin bereits auf und davon.

Ent­geis­tert und rat­los weiß Samu­el sich nicht anders zu hel­fen als Kris­tin nach Lon­don zu fol­gen, um sie zur Rede zu stel­len. So macht er sich auf die Rei­se, um sei­ne Toch­ter wie­der in der Obhut ihrer Mut­ter zu las­sen. Doch ganz so ein­fach gestal­tet es sich nicht den Auf­ent­halts­ort einer flüch­ti­gen Bekannt­schaft aus­zu­ma­chen. Acht Jah­re spä­ter sieht der Zuschau­er, dass Samu­el sei­ne Toch­ter Glo­ria (Glo­ria Col­s­ton) selbst auf­zieht und in der Vater­rol­le gera­de­zu aufblüht.Als dann Kris­tin plötz­lich wie­der auf­taucht und an Glo­ri­as Leben teil­ha­ben möch­te, wird das ein­ge­spiel­te Vater-Tochter-Gespann zuneh­mend fra­gi­ler und die Pro­ble­me häu­fen sich.

Samu­el und Glo­ria in trau­ter Zwei­sam­keit.
© TOBIS Film GmbH

Dar­um lohnt es sich Plötz­lich Papa zu sehen

Ist der Plot, indem ein Mann ohne Ver­pflich­tun­gen plötz­lich zum Vater wird und sein Leben auf den Kopf stel­len muss inno­va­tiv und ori­gi­nell? Sicher­lich nicht. Die­se Sto­ry wird in diver­sen Fil­men erzählt und wir alle haben sie schon ein Dut­zendmal gese­hen.

Aller­dings ist es Plötz­lich Papa gelun­gen die­se recht gewöhn­li­che Geschich­te neu zu inter­pre­tie­ren. Mit viel Witz und Charme wird die Ent­wick­lung Samu­els vom Bon­vi­vant zum lie­ben­den Vater dar­ge­stellt. Da der Film einen Zeit­sprung von acht Jah­ren ent­hält ist der Kon­trast zwi­schen Samu­els Lebens­pha­sen beson­ders deut­lich. Dabei wird dem Zuschau­er klar, dass er in der Vater­rol­le sei­nen Platz gefun­den hat und dar­in auf­geht. Samu­el hat das ver­ant­wor­tungs­lo­se Leben hin­ter sich gelas­sen und küm­mert sich hin­ge­bungs­voll um sei­ne Toch­ter. Er bie­tet Glo­ria alles was ein Kin­der­herz begehrt, sei es eine Rut­sche im Apart­ment, Ver­klei­dun­gen oder abwechs­lungs­rei­che Spie­le. Samu­el und Glo­ria sind in jeder Hin­sicht unzer­trenn­lich und meis­tern den All­tag schwung­voll gemeinsam.

Bei der Unbe­schwert­heit bleibt es jedoch nicht all­zu lan­ge. Kris­tins Auf­tau­chen birgt eini­ge Pro­ble­me und zudem tun sich noch wei­te­re Erschwer­nis­se auf, die den Spaß zwar aus­brem­sen, aber den gesam­ten Film auf eine höhe­re Ebe­ne ver­la­gern. Schon bald durch­lebt der Zuschau­er ein Wech­sel­bad der Gefüh­le – Lachen oder Wei­nen? Plötz­lich Papa bie­tet aus­rei­chend Gele­gen­hei­ten für bei­de Reaktionen.

Omar Sy und sei­ne, erneut erst­klas­si­ge, Dar­bie­tung sind Grund allein die­sen Film nicht zu ver­pas­sen. Sei­ne Per­for­mance als für­sorg­li­cher Vater ist anrüh­rend. Zudem stimmt die Che­mie zwi­schen Omar Sy und Glo­ria Col­s­ton. Die Bezie­hung zwi­schen Vater und Toch­ter berei­tet dem Zuschau­er ein woh­li­ges Gefühl. Es ist kaum zu glau­ben, dass die Rol­le der Glo­ria, Col­s­tons ers­te Rol­le über­haupt ist. Die klei­ne Glo­ria ist ein ech­ter Wir­bel­wind und spielt sich im Nu in die Her­zen der Zuschau­er. Das Vater-Tochter-Gespann ist abso­lut glaub­haft und ver­zau­bert den Kino­saal mit Lieb­reiz und Humor.

Fazit

Plötz­lich Papa ist ein Film von Hugo Gélin („Ziem­lich bes­te Freun­de“), der facet­ten­reich eine unge­plan­te Vater­schaft erzählt. Wie bereits erwähnt, muss der Zuschau­er sich auf einen Emo­ti­ons­cock­tail gefasst machen, da der Film meh­re­re Sei­ten bzw. Gen­res zum Vor­schein bringt. Omar Sy hat es in einem Inter­view mit Tobis so aus­ge­drückt: „(…) Wir haben Tage, da dre­hen wir nur Komö­die und ande­re, da geht es nur um Action, wie­der ande­re haben mehr Tie­fe, mehr Dra­ma. Und ab und zu trifft auch alles auf­ein­an­der. Das ist super­in­ter­es­sant, es ist, als hät­te man meh­re­re Pro­jek­te auf ein­mal. Das macht uns allen sehr viel Spaß.”

Da Samu­el ein Fran­zo­se ist, der ohne nen­nens­wer­te Englisch-Kenntnisse, in Lon­don lebt, erge­ben sich eini­ge Sprach­schwie­rig­kei­ten. Die dar­aus resul­tie­ren­den Gags sind nicht leicht ins Deut­sche zu über­set­zen. Aller­dings ist die Syn­chro­ni­sa­ti­on gut gelun­gen, so dass Samu­els Sper­re der eng­li­schen Spra­che gegen­über auch auf Deutsch genü­gend Lacher ein­heimst. Wer jedoch aus­rei­chend fran­zö­sisch ver­steht, soll­te sich den Film in der Ori­gi­nal­fas­sung anse­hen, um den vol­len Umfang der raf­fi­nier­ten Dia­lo­ge genie­ßen zu können.

Plötz­lich Papa ist ein Film für das Herz, der es schafft beim Zuschau­er gegen­sätz­li­che Emo­tio­nen zu sti­mu­lie­ren, ohne dabei zu abge­dro­schen pathe­ti­schen Mit­teln zu grei­fen. Noch dazu bie­tet der Film eini­ge Twists, die den Zuschau­er kalt erwischen.

Hier sei erwähnt, dass alle Spoiler-empfindlichen Film­freun­de ins Kino gehen soll­ten, ohne vor­her den Trai­ler gese­hen zu haben, da die­ser nicht uner­heb­lich viel verrät.

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Ein Kommentar

  1. Tol­ler Film und tol­le Kritik!

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